100 ist das neue 60!

Allianz Global Investors

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 12.09.2025

Erinnert sich noch jemand an die Maastricht-Kriterien zum Beitritt in die Euro-Zone? Lange her, dass sie das Eintrittsticket für den gemeinsamen Währungsraum sein sollten. Und wie schön wäre es, dieses Kriterium für die Schuldenquote, zusammen mit einer Obergrenze von 3% beim Haushaltsdefizit, würde wenigstens noch ansatzweise eingehalten. Tatsächlich scheint die Losung bei den Staatsschulden eher „100 ist das neue 60“ zu lauten. Maastricht hin oder her, einige der Länder der Europäischen Union haben sich der 100 angenähert. Zwar liegt der Durchschnitt der EU-Staat noch bei 83%. Deutschland sogar bei nur 63%, aber Spanien z.B. hat die 100 bereits leicht überschritten. Italien liegt, laut Daten der EUKommission, bei einer Schuldenrelation von 138% - und damit allerdings deutlich entfernt von seinem Schuldenhöchststand von 154% im Jahr 2020.

Und da wäre noch Frankreich. Mit 115% Schulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist es verständlich, dass die Regierung Frankreichs hier gegensteuern muss. Allein ihr fehlt die dazu nötige Mehrheit im Parlament. Wie es jetzt nach dem Vertrauensvotum der Regierung unter Premierminister François Bayrou weitergeht? Für Unruhe ist gesorgt. Schon im Vorfeld waren die Renditezuschläge („Spreads“) französischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen gleicher Laufzeiten gestiegen. Sie hatten zuletzt sogar die Spreads griechischer Staatsanleihen überschritten und sich jenen für Italienische angenähert. Übrigens: Die USStaatsverschuldung liegt bei 100% und dürfte über die nächsten Jahre weiter auslaufen. Derweil stiegen die Renditen länger laufender Staatsanleihen für wichtige Anleihesegmente weiter. 30jährige britische Anleihen haben die 5%-Grenze bereits überschritten. Die 30jährigen Treasuries kämpfen noch darum. Auch in Japan waren Renditeanstiege zu verzeichnen. Ein deutliches Warnsignal, das Regierungen unter Druck setzt, zumal bei einer Schuldenquote von 235% wie im Falle Japans. Wobei nach dem Rückstritt des japanischen Premierministers Shigeru für den Inselstaat die Zeichen sogar eher in Richtung einer expansiveren Fiskalpolitik gehen. Wir gehen davon aus, dass ein Konjunkturpaket mit Schwerpunkt auf Inflationsbekämpfung geschnürt wird, das neben den von der Liberal-Demokratischen-Partei LDP vorgeschlagenen Barauszahlungen zur Abfederung der Inflation auch einige Mehrausgaben in Bereichen wie der Kinderbetreuung vorsieht.

Die Woche voraus

Derweil schreibt sich die Geldpolitik fort. Nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der abgelaufenen Woche stehen jetzt die US-Federal Reserve Bank (Fed, Mittwoch) die Bank of England (BoE, Donnerstag) und die Bank of Japan (BoJ, Freitag) an. Die EZB hatte im Juli ihren Zinssenkungszyklus ausgesetzt. Sie sieht sich einer Inflation gegenüber, die stabil nahe dem Zielwert liegt, bei einer robusten wirtschaftlichen Lage. BoE wie BoJ dürften von Zinsschritten in der neuen Woche absehen. Der August Cut der BoE hatte nur eine knappe Mehrheit und die Inflationsdaten geben keine Rechtfertigung für eine Senkung. Schwieriger wird die Entscheidung bei der BoJ. Inflation ist das Thema, dass in Japan für politische Instabilität sorgt. Eine Anhebung scheint aber dennoch kaum wahrscheinlich. Sie könnte zwar helfen den Yen zu stärken und die Inflationserwartungen zu dämpfen, dürfte aber als Zeichen der Unruhe in einem insgesamt schon unruhigen Umfeld gewertet werden.

Bleibt die Fed. Sie zeigte sich über die letzten Sitzungen hinweg zögerlich, und verwerte sich auch gegenüber politischen Erwartungen, mit ihrem Zinszügel die Refinanzierung des Staates zu verbilligen (was bei steigenden Inflationserwartungen auch schnell nach hinten losgehen kann). Gerade nach dem enttäuschenden letzten Arbeitsmarktbericht, dürfte einer Senkung am Mittwoch aber nichts mehr im Wege stehen.

Der Kalender der anstehenden Konjunkturdaten wirkt, in Anbetracht der drei Zentralbanksitzungen, ausgesprochen leicht. Am Montag kommen chinesische Produktionsdaten. Am Dienstag stehen die Industrieproduktion der Europäischen Union und das ZEW-Wirtschaftssentiment für Deutschland an. Am Donnerstag dann stehen die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung für die USA zur Veröffentlichung an. Nach dem zuletzt schwachen Arbeitsmarktbericht für die Vereinigten Staaten dürften datenseitig auf Ihnen das Hauptaugenmerk liegen. Dies umso mehr als die Fed bekanntermaßen neben der Preisstabilität auch den Arbeitsmarkt in ihrer Zielfunktion hat.

Eine geldpolitisch dominierte Woche also, wobei der Zinsschritt der Fed bereits von den Märkten vorweggenommen wird. Solide Staatsfinanzen wünscht uns allen,

Dr. Hans-Jörg Naumer,
Director Global Capital Markets & Thematic Research

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