Aktien: Eurozone gegenüber USA favorisiert

Amundi Marktkommentar vom 15.05.2023

Auf der zweiten Amundi Investment Konferenz des Jahres analysierte Thomas Kruse, CIO bei Amundi Deutschland, vor rund 1.100 Online-Teilnehmenden die aktuelle Situation an den Märkten. Warum er Investorinnen und Investoren momentan zu einer defensiven Positionierung bei US-Aktien rät und welche Chancen Anleihen derzeit bieten, erläuterte der renommierte Experte im ausführlichen Interview.

Die Aktienmärkte in den USA und Europa stehen – gemessen an den ursprünglich recht negativen Erwartungen für das Jahr 2023 und angesichts einer Vielzahl an Herausforderungen – doch recht hoch. Wie bewerten Sie das, Herr Kruse?

Nach unserer Auffassung dürfte der Markt hier etwas zu optimistisch positioniert sein. Der Spielraum für Zinssenkungen ist wegen der hartnäckig hohen Kerninflation kaum vorhanden. Hinzu kommt in den USA, dass die Turbulenzen rund um einige US-Regionalbanken im Ergebnis zu einer Einschränkung bei der Kreditvergabe führen dürften. Dies könnte das ohnehin schon magere Wachstum der US-Wirtschaft weiter einbremsen. Wir gehen davon aus, dass die bereits niedrigen Wachstumsprognosen für 2023 realistischerweise um rund 0,5 Prozentpunkte nach unten korrigiert werden müssen. Deshalb rechnen wir auch mit einer sogenannten „technischen Rezession“ in den USA in diesem und dem nächsten Quartal.

Könnte dann der DAX den S&P 500 sogar outperformen?

Das ist durchaus möglich, denn wir bewerten die Eurozone und Deutschland 2023 leicht besser und robuster als die USA. Am grundsätzlichen Abstand der Indizes dürfte sich aber wenig ändern.

Werden die US-Technologiewerte besonders unter der restriktiven Kreditvergabe leiden?

Da muss man unterscheiden, weil „Tech“ ist eben nicht gleich „Tech“. Die großen etablierten Player im Markt dürften damit keine Probleme haben. Aber ja, kleinere und mittlere Technologieunternehmen, die noch wachsen, keine oder kaum Gewinne einfahren und noch investieren müssen, sind zwangsläufig betroffen. Hier sollte man sich als Investor aus unserer Sicht also defensiv positionieren.

Könnten dann Rohstoffe zur Diversifizierung beitragen?

Für zyklische Rohstoffe möchte ich das mit „Nein“ beantworten, dafür ist die Konjunktur zu schwach. Gold wäre allerdings ein eigenes Thema und bei angespannten Märkten eine Überlegung wert, und auch Öl dürfte aufgrund des andauernden Ukrainekriegs noch ein Thema sein.

Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass es in Deutschland und Europa noch zu einer ähnlichen Bankenkrise wie in den USA kommen könnte?

Damit rechnen wir nicht, denn wir haben in Europa eine wesentlich härtere Regulierung, als sie in den USA üblich ist. Auch die inverse Zinsstrukturkurve haben wir im Euroraum noch nicht so lange wie in den USA, was ebenfalls gegen größere Verwerfungen im Bankensektor spricht.

Könnten positive Überraschungen die Märkte nicht sogar zu einem neuen Höhenflug antreiben?

Sicher könnten gute Nachrichten die Aktienmärkte auf kurze Sicht weiter steigen lassen, vor allem, weil viele Investoren aktuell insgesamt eher defensiv positioniert sind. Doch unsere Einschätzung, die auch von Anna Rosenberg, Head of Geopolitics am Amundi Institute, gestützt wird, ist, dass bis in den Herbst hinein große, positive Überraschungen – etwa ein signifikantes Abflauen der Kerninflation, ein Ende des Kriegs in der Ukraine oder Waffenstillstandsverhandlungen sowie eine Entspannung zwischen China und den USA – eher unwahrscheinlich sind. Erst im 4. Quartal dürfte sich die Situation in Sachen Konjunktur wieder etwas entspannen.

Was bedeutet das für Kapitalanleger, die ihren Wohlstand sichern möchten?

Wir würden bei Aktien derzeit vorsichtiger sein, vor allem bei US-Werten. Wie gesagt sehen wir aktuell sogar leichte Vorteile für die Unternehmen der Eurozone. Die Zinspolitik der Notenbanken sollte aber auch Chancen bei den Anleihen eröffnen, die Investoren aktiv nutzen könnten. Wir denken hier vor allem an kurzfristige Staatsanleihen.
 

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Rechtliche Hinweise

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 03.05.2023. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.