Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 11.12.2020

Weihnachtswünsche

Die rasche Erholung nach der schwersten Rezession der jüngeren Geschichte hat sich im Zuge der zweiten Infektionswellen in Europa und den USA verlangsamt. Damit war in gewissem Umfang zu rechnen; es war zu keinem Zeitpunkt sehr wahrscheinlich, dass sich die hohen Wachstumsraten des dritten Quartals verstetigen würden. Die Epidemiologen haben bereits seit Monaten vor einer rascheren Ausbreitung des Virus gewarnt, wenn sich die Menschen bei Kälte wieder verstärkt in Innenräumen aufhielten.

Genau dieses Szenario ist jetzt eingetreten. Die Covid-19-bedingten Todesfallzahlen liegen in Europa und den USA inzwischen über den Höchstständen vom März und April. Was hat sich gegenüber den vergangenen Monaten geändert? Im Sommer konnten die meisten Länder die Verbreitung des Virus trotz der Lockerung der Einschränkungen unter Kontrolle halten. Die jetzige Covid-19-Welle ist jedoch sehr stark, so dass die stationäre Versorgung in Krankenhäusern unter Druck gerät. In einigen Teilen Europas und der USA werden die Kapazitäten der Intensivstationen möglicherweise nicht ausreichen, und Regierungen, Unternehmen und Verbraucher werden sich vorübergehend anpassen müssen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen schlagen sich bereits in den Hochfrequenzdaten aus den USA nieder.

Allerdings halten wir es für sehr unwahrscheinlich, dass das Wachstum der Weltwirtschaft ähnlich wie im März oder April einbricht. Wir wissen inzwischen mehr über das Virus und wie wir damit leben und dagegen vorgehen können. Die von Covid-19 betroffenen Volkswirtschaften wachsen weiterhin, wenn auch nicht mehr im selben Tempo wie zuvor. Durch Verhaltensänderungen und staatliche Restriktionen könnte sich die Dynamik jedoch vorübergehend zusätzlich abschwächen. Auch wenn Covid-19 in diesem Jahr über die Feiertage hinweg die Schlagzeilen beherrscht – die wirtschaftlichen Aussichten sollten sich im Laufe des Jahres 2021 aufhellen. Ein Covid-19-Weihnachten bringt aus menschlicher Sicht eine gewisse Tragik mit sich, könnte aber auch den Anstoß für weitere staatliche Impulse geben. Im neuen Jahr könnte dann eine hoch wirksame Mischung aus Stimulus, Impferfolgen und aufgestauter Nachfrage die Stimmung der Anleger heben. Zumindest steht das auf unserer Weihnachtswunschliste.

Die Woche voraus

Eine der letzten großen Datenwochen des Jahres 2020 steht an. Der Kalender ist voll; fast jeden Tag werden wichtige Daten veröffentlicht.

In Asien dürfte der Dienstag besonders spannend sein: In China sollten die Einzelhandelsumsätze und die Anlageinvestitionen im November in der sich weltweit am schnellsten erholenden großen Volkswirtschaft weiter angestiegen sein. In Japan stehen am Montag der Tankan-Index für das Vertrauen im verarbeitenden Gewerbe im vierten Quartal 2020, am Dienstag die Exporte im November und am Freitag die Inflationsdaten für November an. Die Bank of Japan dürfte bei ihrer Sitzung am Freitag an ihrem lockeren geldpolitischen Kurs festhalten.

In Europa werden die Brexit-Verhandlungen fortgesetzt; gleichzeitig wird wohl am Mittwoch ein Rückgang der britischen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor bekanntgegeben. Deutsche Anleger werden am Mittwoch bzw. Freitag wissen wollen, ob steigende Infektionszahlen und die strikteren Einschränkungen die Produktion im verarbeitenden Gewerbe und den IfoGeschäftsklimaindex im Dezember gedämpft haben.

Und in den USA stehen zahlreiche Daten an. Insgesamt rechnen die Anleger damit, dass eine Reihe von Indikatoren auf eine Verlangsamung hindeuten, z.B. die Industrieproduktion (Dienstag), die Einzelhandelsumsätze und das Vertrauen der Hausbauer (Mittwoch), die Baugenehmigungen (Donnerstag) und die Frühindikatoren (Freitag). Die geldpolitischen Verantwortungsträger der Federal Reserve dürften diese Entwicklungen – und den Bedarf an weiteren fiskalpolitischen Impulsen – bei ihrer Sitzung am Mittwoch zur Kenntnis nehmen. Im Kongress sind sich die Politiker zwar einig, dass die Wirtschaft weitere Unterstützung benötigt, Zeitpunkt und Volumen eines Konjunkturpakets sind jedoch umstritten.

Technische Daten

Der Pessimismus ist vorüber; nach der beträchtlichen Rally im vergangenen Monat (welcher für den S&P 500 der beste seit 1928 war) erscheint der Markt jetzt taktisch überkauft. Kurzfristig könnten Aktien also eine Atempause einlegen. Wir beobachten den VIX Volatilitätsindex, der als Indikator für die Kosten einer Absicherung gegen Kurseinbrüche am Markt dient, daraufhin, ob Anzeichen für übertriebene Gelassenheit zu erkennen sind. Der Index notiert nach einem Stand von +40 im Oktober derzeit bei etwa 20; ein weiterer Rückgang auf 15 – 20 könnte auf Anfälligkeiten hindeuten.

Das Reflationsthema sollte weiterhin prägend wirken. Die Renditen von Staatsanleihen könnten weiter leicht steigen, und bei Aktien fand eine Rotation in zyklische und Value-Titel statt. Diese Trends könnten auch im Jahr 2021 anhalten, woraus sich Herausforderungen für Papiere mit langer Laufzeit und im Aktiensegment Verschiebungen bei der Wertentwicklung auf Sektorebene ergeben könnten

Bleiben Sie gesund und genießen Sie die Adventszeit,

Greg Meier,
Senior Economist Direktor


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