Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 14.08.2020

Zurück zur Normalität

Der Weg zurück zur Normalität ist weit, steinig und kurvenreich. Trotzdem geht es voran, wie die Daten der abgelaufenen Woche vor Augen führten: Während die Google-Mobilitätsdaten über die letzten Tage nur geringfügige Veränderungen bei den Zu-Hause-Arbeitenden aufzeigten, tritt die weltweite Anzahl der neu an COVID19 Erkrankten auf der Stelle. Zumindest ein Hoffnungsschimmer. Erfreulich auch: Der Indikator für ökonomische und politische Unsicherheit (Economic Policy Uncertainty Index), der Meldungen rund um „Unsicherheit“ und „Risiko“ aus den großen Tageszeitungen der Welt aggregiert, ist ebenfalls deutlich heruntergekommen. Noch bewegt er sich nicht auf normalem Niveau, aber ein Zurück zur Normalität ist erkennbar. Gleichzeitig beflügelten die Hoffnungen, dass es in den USA zu weiteren Konjunkturhilfen als Antwort auf die Pandemie kommt, zu Beginn der letzten Woche die Aktienmärkte.

Dank massiver fiskalischer Stimuli und der Liquiditäts-Kanonade der Zentralbanken kommt der Normalisierungsprozess der Weltwirtschaft weiter voran. Eine Vförmige Rückkehr der Weltwirtschaft lässt sich daraus zwar nicht ableiten (eher ein umgekehrtes Wurzelzeichen), aber immerhin. In den USA hat die Zahl der offenen Stellen im Juni einen kräftigen Sprung nach oben gemacht. Gleichzeitig legte der ISM-Einkaufsmanagerindex sowohl für das verarbeitende als auch für den Servicesektor zu, und übertraf damit sogar die Erwartungen der Analysten. 15 von 18 Subindustrien legten zu, darunter Einzelhandel, Transport und Lagerhaltung sowie das Baugewerbe. Allerdings nahm auch der Preisdruck zu. In Frankreich hat sich das Wirtschaftssentiment Im Juli weiter aufgehellt.

Die Woche Voraus:

Die neue Woche beginnt mit der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im zweiten Quartal für Japan, und wird ansonsten dominiert von Früh- und Stimmungsindikatoren. Die rückwärtsgewandten BIP-Zahlen dürften eine äußerst starke Kontraktion ausweisen. Bei den nach vorne gerichteten Datenpunkten ist dagegen eher mit einer anhaltenden Aufhellung des Konjunkturbildes zu rechnen, wobei die Aufwärtsdynamik nachlassen sollte und diese Aufhellung nicht durchgängig zu erwarten ist. Beim Empire State Index für die USA (Montag) wird sogar ein Rückgang erwartet, ebenso beim Frühindikator der Notenbank von Philadelphia (Dienstag). Wichtig sind auch die Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA (Donnerstag). Diese hatten zuletzt erfreulicherweise stark abgenommen. Der politische Streit um die Fortführung der Arbeitslosenunterstützung in den USA hält aber an. Von Lohnsubventionierung sind dort ca. 50 Millionen Jobs betroffen – 31% der Beschäftigten. Am Donnerstag und Freitag ergießen sich dann der Index der Frühindikatoren (USA) und die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und deren Mitgliedsländer über die Märkte. Dazu kommen der Einkaufsmanagerindex der Jibun-Bank für Japan, das GfK-Verbrauchervertrauen für das Vereinigte Königreich, die USA und die Eurozone sowie der Einkaufsmanagerindex für die USA.

Die Berichtssaison ist derweil für den S&P 500 so gut wie abgeschlossen. Im Durchschnitt haben 81% der Firmen die Erwartungen der Analysten übertroffen. Bei Technologie waren es sogar über 90%. Auch in Europa haben die Unternehmensberichte ihren Höhepunkt überschritten. Ca. 70% der Ergebnisse des zweiten Quartals liegen bereits vor. Über 60% haben die Erwartungen übertroffen. Wichtiger noch ist das nach vorne gerichtete Revisionsverhalten der Unternehmensanalysten. Nach einem tiefen Absturz in Folge des Ausbruchs der Pandemie verbesserte sich die Relation von Auf- vs. Abwärtsrevisionen für alle großen Regionen der Welt wieder. Im Falle der US-Unternehmen kam es bereits zu mehr Auf- als Abwärtsrevisionen. Selbiges gilt für die vom MSCI Emerging Markets erfassten Unternehmen. Der Topix hinkt dieser Entwicklung deutlich hinterher, aber auch hier zeigen sich Aufhellungstendenzen.

Die technische Lage an den Aktienmärkten präsentiert sich als relativ entspannt, wenn gleich auch neue Zugewinne immer schwieriger werden. Die Luft ist dünner geworden, aber nach der Aufholjagd, die wir über die letzten Wochen erlebt haben, ist das ja nicht abnormal.

Eine „normale“ Woche wünscht Ihnen,

Dr. Hans-Jörg Naumer.
Director Global Capital Markets & Thematic Research


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