„Das zweite Halbjahr ist leicht positiv für Aktien“

Amundi

Amundi Artikel vom 07.07.2025

Die jüngste Ausgabe des Amundi CIO-Update stand ganz im Zeichen des Ausblicks auf das zweite Halbjahr 2025. Thomas Kruse, CIO von Amundi Deutschland, und Helen Windischbauer, Leiterin Multi Asset Solutions, analysierten die wichtigsten Entwicklungen an den Finanzmärkten und erläuterten, was diese für Anleger konkret bedeuten könnten. Warum insbesondere europäische Aktien dabei eine wichtige Rolle spielen, lesen Sie im ausführlichen Interview.

Herr Kruse, auf dem Amundi World Investment Forum in Paris vor wenigen Tagen spürte man unter den gut 1.500 anwesenden Investoren vorsichtigen Optimismus auf der Suche nach neuen Anlagechancen für das zweite Halbjahr. Teilen Sie den Eindruck?

Kruse: In der Tat sehen wir gerade für die europäischen Finanzmärkte eine gewisse Renaissance und steigende Erwartungen. Das drückt sich bereits in deutlichen Mittelzuflüssen in europäische Aktien und Bonds aus. Infolge hat der Euro im Vergleich zum US-Dollar deutlich aufgewertet. Dieses Stimmungsbild wird auch durch unsere Marktanalysen gestützt, die Grundlage für unsere Szenarien für das zweite Halbjahr sind. Diese Szenarien sind dann der Ausgangspunkt für die Asset Allokation in unseren Kundenportfolios für die nächsten Wochen und Monate.

Wie fällt Ihre Marktanalyse mit Blick auf das zweite Halbjahr aus?

Kruse: In aller Kürze würde ich als positive Faktoren eine widerstandsfähige globale Wirtschaft, die Handlungsfähigkeit vieler Zentralbanken und auch die positiven Veränderungen in Europa, insbesondere in Folge der mächtigen deutschen Fiskalpakete, nennen. Eher zur Unsicherheit – und damit Volatilität an den Märkten – tragen die erratische US-Zollpolitik, die hohe Verschuldung der USA und auch die Veränderungen der Weltordnung bei, die sich u.a. auch im Russland-Ukraine-Krieg, dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran oder der Taiwanfrage ausdrücken. Das Wachstum dürfte sich perspektivisch zwar verlangsam, aber eher moderat: Für die globale Wirtschaft rechnen wir 2025 mit +2,9%, die USA dürften bei +1,6% liegen und die Eurozone bei +0,8%. Bei den Schwellenländern liegt China mit +4,3% bereits in diesem Jahr deutlich hinter Indien mit +6,6%.

Welche Szenarien leiten Sie daraus als Basis für ihre strategische Ausrichtung konkret ab?

Kruse: Alle Szenarien hängen maßgeblich davon ab, wie es in Sachen US-Zollpolitik weitergehen wird. Der 9. Juli soll ja grundsätzliche Entscheidungen bringen, doch die letzten Wochen haben gezeigt, dass der US-Präsident immer wieder für eine Überraschung gut ist. Dennoch gehen wir in unserem Hauptszenario, das wir mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 70% taxieren, von Zöllen auf dem aktuellen Niveau aus. Ausgabenkürzungen treffen dann die eher einkommensschwachen Segmente. Der Markt dürfte in diesem Szenario mit einer steileren Zinsstrukturkurve reagieren und positiv für Investment-Grade-Unternehmensanleihen und das Thema Inflationsschutz bleiben. Auch sogenannte „Risky Assets“ wie Aktien sehen wir in einem solchen Umfeld leicht positiv. Darüber hinaus stellen wir uns auf einen schwächeren US-Dollar ein.

Und die alternativen Szenarien?

Kruse: Eine mögliche Eskalation bei den Zöllen mit stagnierender Wirtschaft und anziehender Inflation, also dem Abwärtsszenario einer „Stagflation“, sehen wir bei rund 20% Wahrscheinlichkeit. Das wäre negativ für US-Vermögenswerte und US-Staatsanleihen, aber positiv für Gold, Rohstoffe, Dividendenaktien und inflationsgeschützte Anleihen. Das Aufwärtsszenario ohne zusätzliche Zölle, mehr Disinflation und Produktivitätssteigerungen schätzen wir auf lediglich 10%. Es würde in erster Linie bei risikoreichen Anlagen besondere Chancen bieten.

Frau Windischbauer, für die Märkte ist derzeit auch wichtig, dass die Notenbanken unterschiedliche Spielräume haben. Warum?

Windischbauer: In der Tat ist angesichts der – im Vergleich mit der Eurozone – bereits relativ hohen US-Inflation und der möglichen inflationären Wirkung von Zöllen sowie hoher Verschuldung der Handlungsspielraum der Federal Reserve eher eingeschränkt. Das drückt sich in einer weniger pro-aktiven, eher reaktiven Zinspolitik aus. Dennoch erwarten wir gegen Ende des zweiten Halbjahres einen tieferen US-Leitzins von 3,75%. Die EZB ist da bei geringerem Lohndruck und verlangsamten Wachstum auf einem entspannten Kurs Richtung eines neutralen Zinssatzes von 1,5%. Dieser niedrige Satz dürfte bereits im 3. Quartal erreicht werden und setzt dann natürlich positive Impulse für die europäische Konjunktur.  

Viele Anleger schauen mittlerweile besorgt auf die US-Verschuldung. Könnten die Zölle helfen, diese zu begrenzen, indem die Einnahmenseite des Staates gestärkt wird?

Windischbauer: Die Zölle können einen Teil des Defizits ausgleichen, aber nur in der Größenordnung von 6-7% des BIP. Die US-Staatsverschuldung lag Ende 2024 bereits bei enormen 35 Bio. US-Dollar. Das neue „Big Beautiful Bill“, das eben verabschiedet wurde, setzt quasi Maßstäbe in verantwortungsloser Haushaltspolitik. Allein dieses eine Gesetz lässt die Schulden bis 2034 um weitere 3 Bio. US-Dollar ansteigen. Der Markt preist das infolge der Rekord-Verschuldung höhere Risiko der US-Staatsanleihen bereits mit deutlichen Spreads ein.

Was bedeutet das alles nun für die konkrete Asset Allokation in Ihren Portfolios?

Windischbauer: Wir sind grundsätzlich „konstruktiv“ für Aktien, also leicht übergewichtet. Dabei selektieren wir allerdings strikt nach Ländern und Sektoren, die von der Neuausrichtung des Welthandels profitieren. Wegen der immer noch hohen Bewertungen von US-Titeln, nehmen wir dabei vor allem die attraktiven europäischen Aktien in den Fokus, auch bei kleineren und mittleren Unternehmen wie im SDAX und MDAX. Als Beimischung bleiben die Schwellenländer weiter interessant, wo wir beispielsweise positiv für Indien und Indonesien sind. Generell bevorzugen wir binnenmarktorientierte sowie defensive Geschäftsmodelle bei der Aktienwahl. Auch suchen wir gezielt nach Qualitätstiteln mit starken Bilanzen und Strategien. Bei den Anleihen gehen wir wegen der steileren Zinsstrukturkurve auf längere Laufzeiten und Durationen. Unternehmensanleihen im IG-Segment könnten zudem für Extra-Renditen sorgen. Generell sehen wir Gold weiterhin als Puffer für Inflationsrisiken und die schwierige geopolitische Lage.   

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Rechtliche Hinweise

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management SAS und sind Stand Juni 2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Managements. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Managements zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.