Die Europäer werden die Zinsen als Erste senken

Ethenea - Marktkommentar vom 12.12.2023

Das Wichtigste auf einen Blick

  • 2024 wird gekennzeichnet sein von moderatem globalem Wachstum.
  • US-Wirtschaft zeigt sich robust, während die Eurozone enttäuschende Wirtschaftsdaten verzeichnet.
  • Die westlichen Zentralbanken sind am Ende des Zinserhöhungszyklus.
  • Chinesisches Wachstum ist vor dem Hintergrund der Immobilienkrise weiter schwach, aber geld- und fiskalpolitische Anreize beginnen zu wirken.

Makroökonomische Hausmeinung – November 2023

Global

Die Weltwirtschaft befindet sich in einer späten Phase des Konjunkturzyklus. Angesichts der restriktiven Geldpolitik und der zwar abnehmenden, aber immer noch hohen Inflation, nimmt die globale Wirtschaftstätigkeit weiter ab. Die weltweiten Einkaufsmanagerindizes deuten auf ein schwaches Wachstum und eine stagnierende Aktivität hin. Während das verarbeitende Gewerbe bereits eine Trendwende zeigt, deuten die Indikatoren für den Dienstleistungssektor auf eine weitere Verlangsamung des Expansionstempos.

Die regionalen Wachstumsdivergenzen nehmen zu. Die US-Wirtschaft ist auf dem Pfad zu einer sanften Landung im Jahr 2024. Die Eurozone befindet sich in einer schwierigen Situation aufgrund des abnehmenden wirtschaftlichen Wachstums.

Chinas Wirtschaftsaussichten verbessern sich dank starker politischer Anreize, der Immobiliensektor bleibt jedoch eine Belastung. Geopolitische Spannungen und zunehmende Beschränkungen verringern nicht nur den internationalen Handel, sondern stellen zusammen mit starker fiskalischer Unterstützung, einem soliden Arbeitsmarkt und einer robusten Nachfrage den mittelfristigen Disinflationsprozess in Frage. Dennoch haben die Zentralbanken in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ihren Straffungszyklus höchstwahrscheinlich abgeschlossen. Da die Realzinsen aber nach wie vor negativ oder kaum im positiven Bereich sind, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass das neutrale Zinsniveau höher sein könnte als in der Zeit vor der Pandemie. Um ein Wiederaufflammen des Inflationsdrucks zu vermeiden, müssen deshalb die Leitzinsen möglicherweise länger auf einem höheren Niveau belassen werden und die aktuellen Erwartungen auf baldige Zinssenkungen könnten sich als verfrüht herausstellen.

US

Nach einem nicht nachhaltigen Wachstum von annualisiert fast 5 Prozent im dritten Quartal verliert die US-Wirtschaft im vierten Quartal mit einem erwartetem BIP-Wachstum von 2 Prozent etwas an Schwung. Das Eintreten einer zeitnahen Rezession halten wir nach wie vor für unwahrscheinlich. Erstens wird das bevorstehende Wahljahr, trotz des rekordhohen Haushaltsdefizits für eine weiterhin expansive Fiskalpolitik sorgen. Zweitens sind die Daten vom amerikanischen Konsumenten, der immer noch der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des US-Wirtschaftswachstums ist, in dieser Hinsicht ermutigend. Sowohl Umfragen über das Verbrauchervertrauen als auch die berichteten Einzelhandelsumsätze zeigen keine Rezessionstendenzen. Am Arbeitsmarkt stieg die Arbeitslosenquote auf 3,9 Prozent und die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung nehmen langsam zu. Auch wenn dies erste Anzeichen einer Abschwächung sind, gibt es einerseits immer noch zahlreiche offene Stellen und andererseits ist die Gesamtzahl der Entlassungen immer noch weit von einem Rezessionsniveau entfernt. Der Rückgang der Inflation hat sich im Oktober weiter fortgesetzt, jedoch sind die Inflationserwartungen weiterhin hoch. Die Fed wird deshalb wahrscheinlich für einige Monate in der Warteschleife bleiben und vor ihrem nächsten Schritt gewissenhaft die Risiken einer langanhaltenden, hohen Inflation gegen die Risiken einer Überstraffung abwägen. Angesichts der anstehenden Präsidentschaftswahl sollte – so lange keine Rezession eintritt – nicht zu viel Aktivität der Zentralbank erwartet werden.

Eurozone

Die Umfrage- und Wirtschaftsdaten für die Eurozone zeigen auch für das vierte Quartal ein gedämpftes Wachstum an. Während die PMI-Frühindikatoren den sechsten Monat in Folge im kontraktiven Bereich bleiben, deuten die berichteten Wirtschaftsdaten eher auf eine stagnierende Wirtschaft als auf einen Konjunktureinbruch hin. Der Arbeitsmarkt scheint solide, aber das Beschäftigungswachstum verlangsamt sich erheblich. Da immer weniger Arbeitsplätze geschaffen werden, ist die Arbeitslosenquote mittlerweile auf 6,5 Prozent gestiegen. Zwar gibt es erste Anzeichen für eine Verbesserung im verarbeitenden Gewerbe und auch das Verbrauchervertrauen stabilisiert sich auf einem sehr niedrigen Niveau, jedoch sinken die Einzelhandelsumsätze weiter. Vor diesem nicht sehr wachstumsträchtigen Hintergrund und der Tatsache, dass die sonstigen Daten auch keine eindeutige Tendenz zeigen, werden die die europäischen Währungshüter in den nächsten Monaten ganz klar auf die Probe gestellt. Während in einem Umfeld anhaltender Inflation und konstanter fiskalischer Anreize eine zu frühe Senkung der Zinssätze kontraproduktiv wäre, könnte eine zu lange Beibehaltung der restriktiven Politik jedoch einen noch stärkeren Wirtschaftsabschwung zur Folge haben. Wir gehen davon aus, dass mit der Abnahme der Inflation auf ein Niveau von 2,4 Prozent bzw. 3,6 Prozent in der Kernrate der Straffungszyklus der EZB definitiv beendet ist. Wir bezweifeln jedoch, dass sie über genug Geduld und Beharrlichkeit verfügt, um an ihrem restriktiven Kurs festzuhalten, der angesichts solider Lohnzuwächse und fiskalische Anreize notwendig wäre. Die EZB wird nach unserer Einschätzung nicht den Weg des wirtschaftlichen Schmerzes gehen und deshalb noch vor der Fed die Zinsen senken.

China

Chinas wirtschaftliche Erholung hält im vierten Quartal in moderatem Tempo weiter an. Vor dem Hintergrund des angeschlagenen Immobiliensektors sorgen die Behörden weiterhin für gezielte geldpolitische und fiskalische Anreize. Diese zeigen langsam ihre Wirkung und die Wachstumsaussichten verbessern sich graduell. Der konsumgetriebene Aufschwung, bei dem beispielsweise die Einzelhandelsumsätze mit einem Anstieg von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr die Erwartungen übertrafen, beginnt sich positiv auf die Industrieproduktion auszuwirken. Die Anlageinvestitionen leiden aber nach wie vor unter der starken Belastung durch den Immobiliensektor und sanken im Jahresvergleich um -11,3 Prozent. Die Erhebungen über die künftige Wirtschaftstätigkeit blieben im November schwach und deuten auf eine stagnierende Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Quartalen hin. Nach wie vor ist im Reich der Mitte die Gefahr einer Deflation real. Die geringe Dynamik des Aufschwungs bedeutet, dass die Politik weiterhin expansiv bleiben muss, um einen selbsttragenden Aufschwung zu fördern. Dass China, wie bei den letzten Krisen, zum Motor des nächsten globalen Aufschwungs wird, davon sind wir jedoch weit entfernt.

Autor:
Michael Blümke, CFA, CAIA
Senior Portfolio Manager

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