Ethenea Aktuelles vom 18.12.2025
Zinspause im Dezember – daran zweifelt kaum noch jemand. Die EZB hat ihre Botschaft klar kommuniziert: Der Zinssenkungszyklus ist vorerst beendet. Entscheidend sind jetzt die neuen Stabsprognosen der EZB. Im Fokus stehen zwei Fragen: Wie hartnäckig bleibt die Kerninflation? Und geraten die Löhne außer Kontrolle?
Zinsentscheidung und makroökonomische Treiber
Die Entscheidung der EZB stützt sich auf eine Kombination von überraschend widerstandsfähigen Wachstums- und anhaltendem Lohndruck:
Wachstum ist gefestigt: Das reale BIP-Wachstum des dritten Quartals wurde auf stärkere 0,3 % im Quartalsvergleich nach oben revidiert. Getragen wurde das Wachstum primär von staatlichem Konsum und Investitionen, was die EZB in ihrer Haltung bestätigt.
Lohnschub: Die Vergütung pro Mitarbeiter überraschte im Q3 stark mit einem Anstieg von 4,0 % im Jahresvergleich. Obwohl die EZB erwartet, dass sich die Lohnentwicklung moderieren lassen wird, signalisiert die aktuelle Dynamik eine anhaltende Gefahr für die Dienstleistungsinflation.
Kerninflation klebt: Die Flash-Schätzung der Kerninflation für November verharrte bei 2,4 % im Jahresvergleich. Die Gesamtinflation stieg leicht auf 2,2 % an. Die EZB sieht sich daher in ihrer Position bestärkt, nicht vorschnell zu handeln.
Das Hauptereignis der Dezembersitzung wird die Veröffentlichung der aktualisierten EZB-Stabsprognosen, die erstmals bis ins Jahr 2028 reichen werden. Analysten rechnen trotz gesunkener Energiepreise und der Verschiebung des EU-Emissionshandelssystems nicht mit deutlich sinkenden Inflationsprognosen. Die Kerninflation könnte sogar leicht nach oben korrigiert werden.
Das Bild einer stabilisierten Wirtschaft deckt sich mit dem Stimmungsbild unter Marktbeobachtern. Nachdem die Eurozone globale Unsicherheiten überraschend gut gemeistert hat, hellen sich die Wachstumsprognosen auf. Eine aktuelle Bloomberg-Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Experten rechnet damit, dass der Einlagensatz über die nächsten zwei Jahre stabil bei 2 % verharren wird. Da sich die Inflation um die 2-Prozent-Marke einzupendeln scheint, besteht keine Notwendigkeit für hektische Zinsschritte nach unten – oder oben.
Fazit: Die EZB setzt einen Schlusspunkt: Weitere Zinssenkungen sind nicht in Sicht. Die aktuellen Daten rechtfertigen keine zusätzlichen Lockerungen. Hier tut sich eine Schere auf: Die Märkte preisen aktuell ein „Goldilocks“-Szenario ein (stärkeres Wachstum bei weiter sinkender Inflation). Das deutet auf ein tendenziell spannungsarmes Jahr 2026 für die Duration hin.