Ethenea Aktuelles vom 29.10.2025
Die Federal Reserve wird ihre risikominimierenden Zinssenkungen auf der FOMC-Sitzung am 29. Oktober 2025 fortsetzen. Ungeachtet des Regierungsstillstands und der daraus resultierenden Datenlücke signalisieren die Mitglieder der Zentralbank einhellig, dass es höchste Priorität habe, der Abschwächung des Arbeitsmarktes entgegenzuwirken. Daher gilt eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte (bp) als so gut wie sicher, wobei eine weitere Senkung im Dezember erwartet wird.
Die Kommentare der Fed-Mitglieder zementieren diese Erwartung: Während Vorsitzender Powell kaum veränderte Aussichten sieht, befürwortet Gouverneur Waller die Senkung als reines Risikomanagement, mahnt jedoch gleichzeitig zur Vorsicht bei künftigen Schritten.
Der Shutdown als Blackout und die Liquiditätsspannungen
Der anhaltende Regierungsstillstand hat zur Folge, dass wichtige Wirtschaftsdaten (Einzelhandel, Industrieproduktion, Arbeitsmarkt) verschoben werden. Infolgedessen wird die Fed zu einem „Blindflug” gezwungen, was eine transparente Einschätzung des aktuellen Wirtschaftszustands erschwert. Dies gilt insbesondere für die Inflation: Die VPI-Daten für September sind voraussichtlich noch verlässlich, für die Datenerhebung im Oktober kann dies jedoch nicht behauptet werden. Gleichzeitig gerät die Gesamtwirtschaft unter Stress: Jede Shutdown-Woche reduziert das annualisierte BIP-Wachstum um etwa 15 Basispunkte und es bestehen weiterhin langfristige Risiken für die Haushaltsstimmung.
Liquiditätsengpässe führen zur Einstellung der QT
Hinzu kommt, dass die kurzfristigen Märkte erkennbaren Liquiditätsstress zeigen, obwohl eine Zinssenkung erwartet wird. So stieg die effektive Federal Funds Rate (EFFR) auf 4,11 %. Eine Bewegung dieses Zinses nach oben ohne Zinsentscheid zeugt von fehlender Liquidität. Zusätzlich sank die überschüssige Liquidität (Reverse Repo) auf lediglich 4 Mrd. USD. Ebenso besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Notfall-Repo-Fazilität der Fed (4,25 %) am 16. Oktober mit 8,35 Mrd. USD ungewöhnlich stark in Anspruch genommen wurde. Diese Spannungen, die durch den laufenden Bilanzabbau (QT) und große Treasury-Abrechnungen verstärkt werden, unterstützen die These eines sich abzeichnenden Liquiditätsengpasses. Infolgedessen wird die Fed voraussichtlich das Tempo des QT zu drosseln (z. B. durch eine Senkung der monatlichen Abflussgrenze für Treasuries auf null), um das Ziel eines Regimes mit ausreichenden Reserven zu erreichen. Eine entsprechende Ankündigung erwarten wir Ende Oktober.
Fazit: Eine Versicherungspolice gegen Konjunkturrisiken
Die Zinsschritte dieses Jahres sind in erster Linie primär eine „Versicherung“ gegen Konjunkturrisiken. Angesichts der Wachstumserwartungen dienen weitere Senkungen im nächsten Jahr der Normalisierung hin zu einem neutralen Niveau. Insgesamt erwarten wir, dass der Leitzins seinen Abwärtstrend beibehält und bis Mitte 2026 im Bereich von 3,00-3,25 % liegen wird, da die Fed ihren Fokus weiterhin auf die Stützung des Arbeitsmarktes legt.