Ethenea Aktuelles vom 11.09.2025
Ein bröckelnder Arbeitsmarkt, stabile Inflationserwartungen und der zunehmende politische Druck deuten darauf hin, dass die Federal Reserve in ihrer September-Sitzung einen entscheidenden Kurswechsel vollziehen wird. Eine Zinssenkung scheint unausweichlich.
Ein kritischer Blick auf den Arbeitsmarkt
Ende August betonte Jerome Powell in seiner Rede in Jackson Hole, dass die Fed die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt höher gewichtet als die Aufwärtsrisiken für die Inflation. Somit wird der Zustand des Arbeitsmarktes zum Hauptgrund für eine bevorstehende geldpolitische Lockerung. Die US-Wirtschaft verzeichnete im August 2025 erstmals seit Längerem einen Arbeitsplatzverlust, der deutliche Risse im Fundament des Arbeitsmarktes offenbart. In Kombination mit einer auf 4,3 % gestiegenen Arbeitslosenquote wird dies die Fed höchstwahrscheinlich zu einer Zinssenkung veranlassen.
Inflation unter Kontrolle
Die jüngsten Inflationsdaten zeigen zwar einen leichten Anstieg, dieser liegt jedoch im Rahmen der Erwartungen. Marktteilnehmer betrachten dies eher als vorübergehenden Effekt als einen nachhaltigen Trend. Für die Fed bedeutet dies, dass sie keinen zusätzlichen Handlungsdruck verspürt, die Zinsen aggressiv zu erhöhen. Sie kann ihren Kurs vorsichtiger Zinssenkungen beibehalten, ohne ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation zu gefährden.
Ausblick: Beginn eines Lockerungszyklus
Eine Zinssenkung im September könnte den Beginn eines neuen Lockerungszyklus markieren. Der Markt rechnet derzeit damit, dass der Leitzins bis Ende 2026 auf unter 3 % sinken wird. Diese Erwartungshaltung ist auch politisch geprägt: Seit Donald Trump wieder Präsident ist, steht die Fed unter großem Druck, frühzeitig Impulse für Wachstum und Beschäftigung zu setzen. Zudem endet im Mai 2026 die Amtszeit von Jerome Powell - ein von Trump ernannter Nachfolger dürfte den Kurs weiterer Zinssenkungen verstärken.
Fazit
Die Sitzung im September könnte als jener Moment in die geldpolitische Geschichte eingehen, an dem die Fed ihre Prioritäten neu ordnete: weg von der alleinigen Inflationsbekämpfung und hin zu einer aktiveren Stützung des Arbeitsmarkts. Wir halten die Inflationsrisiken derzeit für überschätzt und erwarten eine fortgesetzte Lockerung der Geldpolitik in den kommenden zwei Jahren.