Shareholder Value Management Artikel vom 21.10.2024
Die globalen Märkte stehen vor der entscheidenden Phase des Jahres. Vor allem in den USA wird es noch spannend: Die US-Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür, dann die weitere Zinspolitik der Fed, und die laufende Quartalssaison - für Spannung ist gesorgt.
Profis werden immer optimistischer
Nach einem ersten großen Zinsschritt der Fed und Chinas Ankündigungen zusätzlicher Stimuli stieg der Optimismus unter professionellen Anlegern bezüglich des globalen Wirtschaftswachstums im nächsten Jahr zuletzt so stark an wie seit Mitte 2020 nicht mehr. Das geht aus der Oktoberausgabe der monatlichen Umfrage unter Fondsmanagern der Bank of America hervor. Entsprechend bauten die Profis ihre Cash-Positionen von 4,2 auf 3,9 Prozent weiter ab. Hielten sie im letzten Monat noch ein Übergewicht von elf Prozent in Anleihen, ließ der Wachstumsoptimismus dies in ein Untergewicht von 15 Prozent umschlagen. Zugleich bauten die Investoren Positionen in Aktien auf und halten nun ein Übergewicht von 31 Prozent in dieser Assetklasse - so viel wie seit über vier Jahren nicht mehr.
Quartalszahlen überzeugen zumeist
Was die Märkte weiter stützt: Die ersten Zahlen der US-Quartalssaison geben auch Grund für Optimismus. Vor allem die Banken glänzten mit guten Zahlen. Ob JPMorgan Chase, die Bank of America, Citibank oder Goldman Sachs – die Zahlen der Geldinstitute konnten sich durchaus sehen lassen. Grundsätzlich kann man aber wohl sagen: Die Erwartungen an die Gewinne der Unternehmen sind eher moderat. Viele Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne im S&P 500 im Schnitt um 4,1 Prozent steigen werden. Das klingt zunächst gut, aber ein großes Marktwunder wird daraus wohl nicht.
Historisch gesehen übertreffen Unternehmen oft die Gewinnprognosen, und auch dieses Mal ist es wahrscheinlich, dass sie die Erwartungen leicht schlagen werden. Aber selbst mit diesen kleinen Überraschungen wird es schwierig, den Aktienmarkt auf ein neues Hoch zu heben. Denn die Bewertungen sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 im S&P 500 bereits hoch, verglichen mit dem Schnitt der letzten drei Jahre, in denen das KGV bei 19 lag.
Diese hohen Bewertungen halten auch uns etwas davon ab, neu in US-Aktien zu investieren. Wir halten zwar weiter an Titeln wie etwa Adobe, Microsoft und Oracle fest. Aber für Neuengagements müssen erst einmal die Quartalszahlen stimmen.
Fast eine Billion USD für Aktienrückkaufprogramme – derzeit „Blackout Period“
Auf der anderen Seite tun US-Konzerne aber auch selbst viel für die Pflege ihrer Aktienkurse. So haben sie in Summe bis Anfang Oktober Aktienrückkäufe in Höhe von 988 Milliarden US-Dollar angekündigt. Das sind 21 Prozent mehr als im gesamten Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie noch vor 10 Jahren. Kaufen Unternehmen einen Teil ihrer Aktien zurück, verteilen sich die Gewinne auf weniger Anteilsscheine. Dividendenzahlungen entfallen folglich ebenfalls auf eine geringere Zahl an Aktien und die Dividenden je Aktie steigen. Aktuell befinden sich allerdings wegen der laufenden Berichtssaison zum dritten Quartal Unternehmen, die zusammen etwa 80 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 ausmachen, in der sogenannten „Blackout Period“, in der keine neuen Buybacks verkündet werden dürfen. Nach der Berichtssaison sollte im Laufe des restlichen Jahres jedoch die Schwelle von einer Billion US-Dollar überschritten werden. Steigen die Rückkäufe weiterhin dynamisch, dürfte das dem S&P 500, der in diesem Jahr bereits ein Plus von über 20 Prozent gesehen hat, weiteren Auftrieb geben.
Unsicherheitsfaktoren Fed-Politik und US-Präsidentschaftswahlen
Bleiben noch die Fed und die US-Wahlen. Die EZB hat es vorgemacht und die Zinsen um 25 Basispunkte auf jetzt 3,25 Prozent gesenkt. Das war zur Stützung der europäischen Wirtschaft erwartet worden. Ob auch die US-Notenbank mit weiteren Zinssenkungen nachzieht, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Denn die Erwartungen an die US-Inflation sind zuletzt wieder gestiegen. Da sind zum einen die verbesserten Aussichten für die US-Konjunktur. Auch der „Überraschungs-Index“, der misst, inwieweit die volkswirtschaftlichen Daten die Erwartungen der Analysten übertreffen, stieg zuletzt deutlich an. Der US-Arbeitsmarktreport für den September war mit über 250.000 neu geschaffenen Stellen um 100.000 Jobs besser als erwartet. Die Inflationsdaten für September waren höher als erwartet. Und die angekündigten Stimuli in China dürften die Rohstoffpreise in die Höhe treiben.
Das alles sind Unsicherheiten, die zusammen mit dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen noch für einige Überraschungen gut sein könnten. Denn ob Donald Trump oder Kamala Harris ins Weiße Haus einziehen werden, spielt für den weiteren Lauf an den Märkten eine entscheidende Rolle. Bis dahin halten wir unsere Füße noch still. Aber spätestens dann wird es Zeit, sich auf die Jahresendrally zu konzentrieren.
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