Schroders "In Focus" vom 16.09.2025
Trotz des anhaltenden Aufwärtsdrucks auf die Renditen langfristiger Staatsanleihen aus Industrieländern erzielen Schwellenländeranleihen weiterhin hohe Renditen. Nach einer kurzen Pause im Juli haben alle Teilsektoren der Schwellenländeranleihen ihren Aufwärtstrend wieder aufgenommen, der einen Großteil dieses Jahres geprägt hat.
Schwellenländeranleihen in Lokalwährung, gemessen am JP Morgan Government Bond Index-Emerging Markets Global Diversified (GBI-EM GD), erzielten per Ende August eine Rendite von +13,8 % seit Jahresbeginn, wobei alle Länder positiv zu dieser Wertentwicklung beitrugen. In ähnlicher Weise haben Schwellenländeranleihen in Hartwährung ihre Gewinne ausgeweitet und seit Jahresbeginn eine Rendite von +8,7 % erzielt, gemessen am JP Morgan Emerging Market Bond Index Global Diversified (EMBI GD).
Die optimistische Positionierung unserer Schwellenländeranleiheportfolios über zu einem Großteil dieses Jahres bleibt weitgehend unverändert. Die im Juli eingeführten taktischen Währungsabsicherungen wurden im August schrittweise aufgelöst, was unsere langfristig konstruktive Haltung bekräftigt, insbesondere in Bezug auf Schwellenländeranleihen in Lokalwährung (d. h. Lokalwährungsanleihen) und Währungen. Wir sehen auch weiterhin attraktive Chancen bei auf US-Dollar lautenden Hochzinsanleihen aus Schwellenländern.
Im Gegensatz dazu fiel die Renditedifferenz (Spreads) zwischen Schwellenländeranleihen mit Investment-Grade-Rating und US-Staatsanleihen im August unter die Marke von 100 Basispunkten – ein neuer Tiefstand nach der globalen Finanzkrise. Damit bleibt nur noch begrenzter Spielraum für eine weitere Verringerung.
Auch wenn weitere Verwerfungen ausgehend von Staatsanleihen aus Industrieländern weiterhin taktische Währungs- und Zinsdurationsbesicherungen in unseren Schwellenländeranleiheportfolios erforderlich machen könnten, gehen wir davon aus, dass die jüngste positive Wertentwicklung von Schwellenländeranleihen weiterhin von der folgenden Dynamik unterstützt wird:
(i) Globale Wachstumserwartungen erholen sich nach dem Einbruch in der ersten Hälfte dieses Jahres. Diese globale Wachstumsresilienz setzt sich fort, und zwar trotz der extremen Unsicherheiten aufgrund der US-Handelssanktionen, der anhaltenden Sorgen über den langfristigen Wachstumskurs Chinas und der historisch hohen (inflationsbereinigten) Realzinsen in anderen Schwellenländern. Angesichts der starken Zahlungsbilanz, des sehr überschaubaren Außenfinanzierungsbedarfs und der nach wie vor recht stabilen und berechenbaren politischen Rahmenbedingungen in den wichtigsten Schwellenländern gehen wir davon aus, dass die Anlageklasse ihre Wachstumsresilienz aufrechterhalten wird.
(ii) Der Inflationszyklus in den Schwellenländern hält unvermindert an, wobei die jüngste Abwertung des US-Dollars die disinflationären Kräfte in den Schwellenländern noch verstärkt. Chinas industrielle Überkapazitäten und die schwache Binnennachfrage treiben die Erzeugerpreisindizes weiter in die Deflation und stärken Chinas Fähigkeit, weltweit Billiggüter zu exportieren. Angesichts der anhaltenden Immobilienkrise in China ist davon auszugehen, dass der Deflationsdruck anhalten wird. Unser Wirtschaftsteam weist jedoch darauf hin, dass diese Effekte nicht gleichmäßig über die Welt verteilt sein werden. Länder mit hohen Exportüberschneidungen mit China könnten Industrien durch Zölle schützen. Umgekehrt dürften rohstoffexportierende Schwellenländer in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten, wo die Exportüberschneidungen mit China gering sind, von billigeren Importen, höheren Realeinkommen und stabilen Handelsbilanzen profitieren. Hochzinsanleihen in diesen Märkten dürften weiterhin kräftig von diesen Trends profitieren, insbesondere angesichts ihrer nach wie vor niedrigen Bewertungen.
(iii) Globale Finanzliquidität bleibt ausreichend vorhanden, und zwar trotz des hohen Realzinsniveaus und des anhaltenden Abzugs der offiziellen US-Dollar-Liquidität, der durch den raschen Wiederaufbau des US Treasury General Account bei der US-Notenbank Fed (dies ist das wichtigste „Girokonto“ der Regierung bei der Fed, das Steuereinnahmen und Erlöse aus Schuldtitelverkäufen erhält) erzeugt wurde. Diese reichlich vorhandene Liquidität zeigt sich nach wie vor am starken Wachstum der globalen realen Geldmengenaggregate (die den Geldumlauf in den Volkswirtschaften messen), an der Erholung der Devisenreserven der Schwellenländer und an der offensichtlichen Erholung der Portfoliozuflüsse in die Schwellenländer.
(iv) Die Bewertungen von Schwellenländeranleihen bleiben attraktiv, selbst nach den starken Renditen der letzten drei Jahre. Während auf US-Dollar lautende Schwellenländeranleihen mit Investment-Grade-Rating inzwischen historisch enge Spreads erreicht haben, bieten sich bei auf US-Dollar lautenden Hochzinsanleihen und vor allem bei den Lokalzinsen der Schwellenländer nach wie vor attraktive Chancen.
(v) Die technischen Bedingungen in den Schwellenländern bleiben günstig trotz einiger Hinweise auf eine übermäßige kurzfristige Positionierung in Schwellenländerwährungen. Angesichts der zunehmenden Anzeichen dafür, dass die Marktteilnehmer dem US-Dollar überwiegend negativ gegenüberstehen, waren wir in letzter Zeit besorgt über eine kurzfristige Korrektur der Schwellenländer. Wir sind nun beruhigt, da sich die Zuflüsse in diese Anlageklasse von einem extrem niedrigen Niveau erholen, was das Risiko einer solchen kurzfristigen Korrektur gemindert hat.
(vi) Mehrere „Frontier“-Volkswirtschaften, die zuvor von einer Krise bedroht waren, haben nun ebenfalls Fortschritte gemacht bei der Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Schulden und der Zahlungsbilanz durch Umschuldungen (z. B. Sri Lanka), IWF-Programme (z. B. Ägypten) oder wirtschaftliche Schocktherapie (z. B. Argentinien). In jedem Fall haben die Märkte positiv reagiert und diese Bemühungen in den letzten zwei Jahren mit starken Anleihenrallyes belohnt. Senegal ist das jüngste Beispiel für ein Land, das sich auf eine Vereinbarung mit dem IWF zubewegt, um seine nach wie vor schwierige Schuldenlast und die anhaltenden Zwillingsdefizite anzugehen.