Schroders "Snapshot" vom 18.09.2025
Die Entscheidung der US-Notenbank (Fed), die Zinssenkungen in einer Phase fortzusetzen, in der die Realwirtschaft nahezu Vollbeschäftigung erreicht hat, erhöht das Risiko einer anhaltend hohen Inflation. Wir gehen nun davon aus, dass die Fed bis Ende 2025 zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte vornehmen wird. Danach dürften die Zinsen jedoch nicht weiter sinken, da das robuste Wachstum zu einer Erholung des Arbeitsmarktes und einem Anstieg der Inflation führen wird. Daher halten wir die Marktpreise für einen Endzinssatz von unter 3 % weiterhin für viel zu aggressiv.
Wir sind überrascht, dass die Fed überhaupt eine Lockerung vornimmt. In unserer letzten globalen Prognoseaktualisierung gingen wir davon aus, dass die Fed angesichts der sich auflösenden Zoll- und Fiskalunsicherheiten von einer Zinssenkung absehen würde, da sich die Konjunktur erholen und die Einstellungstätigkeit zunehmen würde. Zwar hat sich die Gesamtwirtschaft tatsächlich erholt – was auch durch die Aufwärtskorrektur der Wachstumsprognose der Fed bestätigt wird –, doch hat sich das Beschäftigungswachstum in den letzten Monaten verlangsamt. Wir führen dies auf eine Kombination aus verzögerten Entwicklungen am Arbeitsmarkt und den verschärften Einwanderungsbestimmungen der Regierung zurück. Fed-Chef Powell hatte in Jackson Hole eine andere Interpretation und warnte, dass sich „das Risiko-Gleichgewicht zu verschieben scheint”.
In seinen Äußerungen auf der Pressekonferenz nach der Sitzung im September betonte er erneut, dass die Inflation zwar „weiterhin etwas erhöht” sei, das Wirtschaftswachstum sich jedoch „abgeschwächt” habe und „der Beschäftigungszuwachs nachgelassen” habe. Zusammen mit den Signalen aus dem aktuellen Dot Plot bedeutet dies, dass wir nun davon ausgehen, dass die Fed die Zinsen bei ihren nächsten beiden Sitzungen um 25 Basispunkte auf 3,75 % senken wird.
Wir befürchten jedoch weiterhin, dass eine Lockerung der Geldpolitik in dieser Phase des Konjunktur-zyklus kontraproduktiv sein könnte. Tatsächlich spricht das Umfeld kaum für Konjunkturmaßnahmen. Die Aktienkurse befinden sich auf Rekordhöhen, die Kreditspreads sind sehr eng, und die Wirtschaft läuft bereits über ihrem Potenzial, während die Fiskalpolitik in den kommenden Monaten für zu-sätzlichen Auftrieb sorgen dürfte. In diesem Umfeld dürften Zinssenkungen eher die Inflation als das reale Wachstum anheizen. Wir haben unsere Prognose für das US-BIP-Wachstum 2026 nur geringfügig nach oben korrigiert – von 2,2 % auf 2,3 % –, unsere Inflationsprognose jedoch deutlicher auf 3,3 % angehoben, was über dem Konsens liegt.
Auf längere Sicht besteht ein erhebliches Risiko, dass die Inflation außer Kontrolle gerät. Strukturelle Zwänge – insbesondere ein schrumpfendes Arbeitskräfteangebot – führen dazu, dass das potenzielle Wachstum der Wirtschaft zurückgeht. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit eines angespannten Arbeitsmarktes, eines schnelleren Lohnwachstums und einer hartnäckigeren Inflation. Langfristige Anleihen werden davon nicht profitieren, insbesondere angesichts der bereits beunruhigenden Schuldendynamik.
Weltweit dürfte die stärkere Nachfrage aus den USA Rückenwind bringen. Angesichts der nach-lassenden Handelsrisiken und der sich verbessernden globalen Produktionsindikatoren haben wir auch unsere Wachstumsprognosen für die übrigen Länder außerhalb der USA nach oben korrigiert. Im Gegensatz zu den USA dürfte der Impuls im Ausland jedoch eher in Richtung reales Wachstum als in Richtung Inflation gehen. Ironischerweise könnte trotz der Bemühungen der Trump-Regierung, die Nachfrage zurück in die USA zu holen, der Rest der Welt am Ende der größte Gewinner ihrer Konjunkturmaßnahmen sein.