Invest in Visions Blog vom 03.09.2025
Stellen wir uns vor, der Finanzsektor würde sein volles Potenzial ausschöpfen und Frauen als Kundinnen, Investorinnen und Mitarbeiterinnen nicht nur mitgedenken, sondern aktiv ansprechen und fördern. Aktuell sind wir noch weit davon entfernt. Obwohl Frauen weltweit immer mehr Vermögen besitzen und dieses sogar schneller wächst als das der Männer, werden sie von Banken und Finanzdienstleistern häufig übersehen oder mit veralteten Stereotypen konfrontiert. Die klassische Finanzkommunikation spricht Frauen selten gezielt an, und viele fühlen sich in Beratungsgesprächen nicht ernst genommen. Das hat zur Folge, dass Frauen seltener investieren und jährlich Milliarden an potenziellen Renditen ungenutzt bleiben.
Weibliches Vermögen wächst schneller als das von Männern
Frauen kontrollieren heute bereits einen erheblichen Anteil des globalen Vermögens, und ihr Vermögen wächst deutlich schneller als das der Männer. So liegt die jährliche Wachstumsrate des weiblichen Vermögens bei etwa 8,1%, während das männliche Vermögen nur mit rund 2,7% wächst1. Frauen erben häufig zweimal: Zuerst von ihren Vätern, dann von ihren Partnern. Diese Dynamik führt dazu, dass Frauen voraussichtlich schon in den frühen 2030er Jahren Vermögen in ähnlicher Höhe wie Männer kontrollieren werden. Nicht umsonst wird vom „Great Wealth Transfer“ gesprochen.
Der Finanzsektor lässt Geld auf der Straße liegen
Der Finanzsektor lässt sich durch die unzureichende Ansprache weiblicher Kundinnen enorme wirtschaftliche Chancen entgehen. Schätzungen zufolge verliert die Branche jährlich rund 700 Milliarden US-Dollar an potenziellen Einnahmen2, weil sie die Bedürfnisse von Frauen nicht angemessen berücksichtigt. Diese Summe übersteigt die Jahresumsätze der größten Finanzinstitute weltweit. Frauen sind eine der größten unterversorgten Kundengruppen, und ihre steigende finanzielle Autonomie macht sie zu einer entscheidenden Zielgruppe, die bisher nicht ausreichend bedient wird. Zudem sind Frauen loyalere Kundinnen mit besseren Rückzahlungsraten bei Krediten und einer höheren Bindung an Finanzinstitute als Männer.
Höhere Renditen weiblicher Anlegerinnen
Entgegen verbreiteter Vorurteile erzielen Frauen als Anlegerinnen oft bessere Renditen als Männer. Studien zeigen, dass Frauen im Durchschnitt eine um 1,8 Prozentpunkte höhere jährliche Rendite erzielen3. Dies liegt vor allem daran, dass Frauen seltener handeln, dadurch geringere Handelskosten haben, disziplinierter investieren und weniger zu impulsiven Entscheidungen neigen. Sie sind zudem etwa 25% weniger geneigt, ihre Anlagen bei Kursrückgängen zu verkaufen4, was langfristig zu besseren Ergebnissen führt – und zu besserer Planbarkeit für die Finanzinstitute. Auch jüngere Frauen investieren zunehmend früher und aktiver. Diese Zielgruppe könnte interessant für den Finanzsektor als Arbeitgeber sein, denn weiblich gemanagte Fonds schneiden häufig besser ab, da Frauen stärker diversifizieren und nachhaltige Investments bevorzugen.
Fazit
Der Finanzsektor sollte es sich nicht länger leisten, Frauen unzureichend zu berücksichtigen– weder als Kundinnen noch als Mitarbeiterinnen. Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass Frauen nicht nur eine wachsende und zunehmend vermögende Zielgruppe sind, sondern auch als Anlegerinnen oft erfolgreicher agieren. Gleichzeitig entgehen der Branche durch die Vernachlässigung weiblicher Kundinnen und Führungskräfte enorme wirtschaftliche Chancen. Es braucht eine gezielte Ansprache, die die Lebensrealitäten und Bedürfnisse von Frauen ernst nimmt, sowie eine Unternehmenskultur, die Diversität aktiv fördert. Mehr weibliche Perspektiven bedeuten mehr Innovation, bessere Renditen und eine höhere Krisenresistenz. Es ist höchste Zeit, dass Banken und Investmenthäuser Frauen als das erkennen, was sie sind: die entscheidende Zielgruppe und der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.