Fundamentalanalyse „out of office“

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 26.08.2022

Vom Tiefpunkt Mitte Juni aus gesehen, schien an den globalen Aktienmärkten bis zuletzt die Sommerlaune um sich zu greifen. Vor allem an der im ersten Halbjahr besonders stark unter die Räder gekommenen US-Technologiebörse Nasdaq ging es zeitweilig um über 20% nach oben. Ein Grund dafür sehen viele Beobachter in den im gleichen Zeitraum gesunkenen Anleiherenditen, die in den USA immerhin von fast 3,5% zwischenzeitlich auf unter 2,6% gefallen waren. Diese Bewegung wiederum speiste sich aus der Hoffnung, dass ein Höhepunkt bei der US-Inflationsrate auch zügig einen Höhepunkt bei der Inflationsbekämpfung der Notenbanken mit sich bringt.

Ein viel simplerer Faktor könnte die am Markttiefpunkt Mitte Juni sehr vorsichtige Positionierung vieler Anleger gewesen sein. Nach der ernüchternden Entwicklung über weite Teile des ersten Halbjahres 2022 waren die meisten Marktteilnehmer in Deckung gegangen und hatten ihre Bargeldbestände erhöht. Nach einer Stabilisierung der Kurse entsteht dann vor allem für Anleger mit Trendfolgemodellen Druck bei steigenden Kursen ihre Aktienquoten wieder aufzustocken. Solche Faktoren haben vor allem in einem Umfeld niedriger Liquidität und Handelsvolumen, wie es in Ferienmonaten oft vorherrscht, einen größeren Einfluss als gewöhnlich.

Gleichzeitig drängt sich der Eindruck auf, dass vielen fundamentalen Entwicklungen wenig Beachtung geschenkt wurde. Womöglich, weil viele Analysten „out of office“ weilten. So signalisieren die steigenden europäischen Terminmarktpreise für Gas und Strom ernstzunehmende Knappheiten. Dabei erschwert die Wasserknappheit in Europa die Stromerzeugung über unterschiedliche Wirkkanäle (beispielsweise weniger Wasserkraft, weniger Kühlwasser). Verschiedenste Stimmungsindikatoren weltweit verschlechtern sich, vor allem die Konsumlaune. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft von den Corona Lockdowns scheint langsamer als erwartet in Fahrt zu kommen. In den USA gipfeln viele Häusermarktindikatoren und deuten auf eine Abschwächung am Wohnimmobilienmarkt hin. Das mag Hoffnungen schüren, die Notenbanken könnten wieder durch ausbleibende Zinserhöhungen mehr das Wachstum unterstützen, als sich der Inflationsbekämpfung zu widmen. Noch aber haben diese den unterliegenden Preisauftrieb bei Dienstleistungen, Löhnen, Mieten nicht im Griff.

Die Woche voraus

In der kommenden Woche mangelt es nicht an neuen fundamentalen Impulsen. Anfang kommender Woche könnten sich die Marktteilnehmer zunächst mit potentiellen Erkenntnissen der Notenbanker-Tagung in Jackson Hole auseinandersetzen. Dienstag und Mittwoch dürften die vorläufigen August-Inflationsdaten aus Deutschland und der Eurozone im Mittelpunkt stehen. Außerdem werden am Dienstag die Sentimentdaten der EU-Kommission sowie das Conference Board Verbrauchervertrauen in den USA veröffentlicht. In der Folge werden dann aus vielen Ländern die (finalen) Einkaufsmanagerindizes für den August berichtet. Dabei sollten viele Augen auf die chinesischen Indizes gerichtet sein, um die Dynamik in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde einschätzen zu können. Der Höhepunkt im Datenkalender folgt aber erst am Freitag mit dem US-Arbeitsmarktbericht. Hier stellt sich die Frage, wie lange sich der US-Arbeitsmarkt noch so kraftstrotzend wie zuletzt präsentieren kann.

In einem Umfeld gestiegener Kurse und sich eintrübender Fundamentaldaten bleiben wir vorsichtig gestimmt. Saisonal steht mit dem September ein oft unruhiger Monat bevor. Nach dem US Labour Day Wochenende Anfang September könnte sich nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub die Marktrichtung noch einmal neu justieren und der geldpolitische Zweckoptimismus dem auf Fundamentaldaten bezogenen Realismus weichen.

Genießen Sie weiter den Sommer, ob im Büro oder außerhalb,

wünscht Ihr

Stefan Rondorf
Senior Investment Strategist, Global Economics & Strategy
 

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