Greiffbar – Investments zum Anfassen vom 12.12.2025
Cut! – Die FED schreibt das Drehbuch um
Diese Woche roter Notenbankteppich in Washington. Die Federal Reserve präsentierte die neueste Folge ihres geldpolitischen Serienhits, und diesmal lautete der zentrale Regieanweisungszettel: „Cut! Noch ein Schritt nach unten.“ Die Zinsen wurden um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, die dritte Zinssenkung des Jahres. Mein Kurzfilm „Was macht die FED?“ hatte den Zinsschnitt bereits antizipiert. Ein Schnitt, der am Markt zwar Applaus bekam, aber keine Standing Ovation. Der Grund: Im Inneren des FOMC-Studios knisterte es. Die Abstimmung fiel 9 zu 3 aus, der größte Dissens seit Jahren. Eine Hälfte wollte das Skript mutiger umschreiben, die andere Hälfte fand, dass überhaupt kein Schnitt nötig sei. Jerome Powell wirkte dabei wie ein Regisseur, dessen Ensemble nicht mehr an Method Acting glaubt. Und während er die geldpolitische Kamera noch einmal neu einstellt, flüsterte aus dem Off bereits der Schatten seines Nachfolgers: Kevin Hassett, der Trump-Favorit, der schon jetzt auf den Probenplänen der Wettmärkte ganz oben steht und den Regiestuhl für sich beansprucht. Die Börsen verfolgten diese Szene mit gemischten Gefühlen. Zuerst Euphorie wie bei einer gelösten Finalszene, doch dann rutschte die Stimmung, als Oracle schwache Zahlen präsentierte und damit den KI-Sektor auf die Studiobretter schickte. Die Botschaft: Selbst im Hollywood der Technologie läuft nicht jeder Special Effect wie geplant. Apropos Hollywood:
Action! – Kampf um Hollywood
Während die Notenbank also noch das Drehbuch überarbeitet, tobt in Hollywood das ganz große Action Spektakel. Netflix dachte, es könne Warner Bros. gemütlich mit einem Angebot von 82,7 Milliarden Dollar einkassieren. Aus dem klassischen Streaming-Blockbuster-Kauf, der den roten Teppich für das größte Entertainment-Universum der Welt ausrollen sollte, wurde aber erst einmal nichts. Paramount Skydance betrat die Szene und brachte nicht nur ein Gegenangebot, sondern gleich eine ganze filmreife Besetzung mit: 108,4 Milliarden Dollar in bar, finanziert von einem Konsortium aus Saudi-Arabien, Abu Dhabi und Katar. Hollywood trifft Orient, eine Kollaboration, die selbst im Märchen aus 1000 und 1 Nacht nicht vorgesehen war. Die Regulierer in Washington sind nun die strengsten Studio-Bosse der Branche. Bei Netflix sehen sie ein entstehendes Monopol Franchise, das die Streaming-Landschaft dominieren könnte. Bei Paramount wirken die Risiken weniger groß, dafür aber durch Trumps Unterstützung politisch aufgeladener. Die Handlung bleibt spannend, wie ein Finale von „Game of Thrones“, nur diesmal mit Due-Dilligence-Drachen. Wer Warner Bros. am Ende tatsächlich übernimmt, ist offen. Es wird auf jeden Fall ein Actionfilm sein, den die Branche nicht vergessen wird. Egal wer im Abspann als Produzent stehen wird.
Und der Oscar geht an…
Während Hollywoods Milliardenschlachten also die Schlagzeilen füllen, hat sich ein ganz anderer Star in den Vordergrund gespielt: Silber. Das unscheinbare Metall, sonst immer die stille Nebenrolle unter den Edelmetallen, ist in diesem Jahr zum Überraschungshelden aufgestiegen. Mit einem Allzeithoch von rund 61 Dollar pro Unze und einer Jahresperformance von über 100 Prozent liefert Silber das, was man Anlegern immer verspricht, aber selten liefert: eine echte Oscar reife Performance. Die Gründe: Solarenergie braucht Silber. Batterien brauchen Silber. Elektronik sowieso. Und wenn die Zinsen sinken, steigen die Chancen für reale Analgen. Silber ist damit der Profiteur der globalen Zinswende und gleichzeitig der Gewinner des erneuerbaren industriellen Booms. Gold mag der König sein, aber Silber hat dieses Jahr die beste Nebenrolle verdient. Europa schaffte derweil erneut den Sprung in die Kategorie „Bestes Arthouse-Drama“: ifo-Geschäftsklima schwach, Stimmung trüb, Inflation leicht höher als erwartet. Ein Film, der derzeit wenig Publikum findet und mit der Goldenen Himbeere rechnen muss. Aber Vorsicht: So mancher Underdog stand Jahre später wieder im Rampenlicht.
Ihr Volker Schilling