Gute Gewinne – getrübte Konjunktur?

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 17.05.2023

Besser als erwartete Unternehmensgewinne im ersten Quartal, aber vorsichtige Ausblicke der Firmen, dazu Unterschiede zwischen den USA und Europa, … wir sind mitten in einer spannenden Berichtssaison

In den USA haben über 90% der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen für das erste Quartal berichtet. Dabei fällt auf, dass es überwiegend positive Überraschungen sowohl beim Umsatz (68% der Unternehmen) als auch bei den Gewinnen (77% der Unternehmen) gab. Das liegt vor allem an den vorsichtigen Prognosen zu Jahresanfang. Insbesondere vor dem Hintergrund stark gestiegener Zinsen und hoher Inflation war Druck auf die Margen der Unternehmen erwartet worden. Nun kann mit einem Minus von 3% gegenüber dem Vorquartal im Schnitt der bisher vorgeliegenden Ergbnisse ein weniger starker Einbruch als befürchtet verzeichnet werden.

Analysten hatten im Durchschnitt ein Minus von 7% veranschlagt. Im Durchschnitt für den S&P 500 konnten um 2,6% höhere Umsätze und um 6,4% bessere Gewinne als erwartet berichtet werden. Insbesondere ein besseres gesamtwirtschaftliches Umfeld mit einem stabiler als erwarteten Konsum konnte zur besseren Entwicklung beitragen. Zusätzlich behaupten die führenden 10 Technologieunternehmen in den USA ihre globale Marktstellung. Dazu kommen Entlastungen auf der Kostenseite durch niedrigere Öl- und Gaspreise. Dies war insbesondere für Europa wichtig. Hier konnten die im EuroStoxx50 enthaltenen Unternehmen sogar ein Plus von 3% bei den Gewinnen erzielen. Die Stabilisierung war zudem breit angelegt. Sowohl Luxusgüterhersteller als auch Versorger, Ölunternehmen, Nahrungsmittelhersteller und sogar Automobilhersteller konnten relativ solide berichten. Offensichtlich gelang es in vielen Bereichen die Preise schneller anzuheben, als die Effekte der Kostenseite spürbar waren. So konnte auch wie im Bereich der Automobile bei niedrigeren Stückzahlen höhere Gewinne erzielt werden. In der Nahrungsmittelbranche waren offenbar die Konsumenten bereit, vor dem Hintergrund generell steigender Preise starke Erhöhungen in Kauf zu nehmen. Ein Überblick über große Markenhersteller in Europa zeigt, dass bei stagnierenden bis leicht negativen Verkaufszahlen die Umsätze durch höhere Preise um ca. 10% gesteigert werden konnten. Im europäischen Bankensektor überraschten sogar 95% der Gewinnberichte positiv, mit Ergebnissen, die um durchschnittlich 24% über den Erwartungen lagen. Hintergrund sind hier bessere Zinsmargen und Provisionen.

Interessanterweise ergibt sich für die USA genau das Gegenteil: US-Institute, insbesondere die Regionalbanken leiden unter der inversen Zinsstruktur und haben Probleme große Kundeneinlagen zu halten. Ziehen Kunden in großen Maße Einlagen ab, müssen Verluste auf Anlagen in Staatsanleihen realisiert werden. Deshalb sind die Gewinne im Sektor unter Druck. Damit verzeichnet der US-Bankenindex Rekordkursverluste in diesem Jahr und ist gleichzeitig der Subindex mit der schlechtesten positiven Überraschungsquote bei den Gewinnen.

In der Mitte des zweiten Quartals nach vorne blickend sind die Investoren hin- und hergerissen. Hat man gerade etwas mehr Zuversicht geschöpft, weil die Unternehmensergebnisse nicht so schlecht waren, wird man von einer Kette fallender ökonomischer Frühindikatoren wie zuletzt der ZEW-Umfrage für Deutschland oder den Produktionsdaten für Deutschland und die USA (wie zuletzt auch der Empire Manufacturing Index) eher auf die vorsichtige Seite gezwungen.

Dies spiegelt auch die die neuste Umfrage der Bank of America (BofA) unter institutionellen Investoren weltweit wider1 . Die Wachstumsaussichten werden weiter mit Rekordskepsis so schlecht wie zuletzt während der Finanzkrise eingestuft, die Allokationen im Geldmarkt liegen ebenfalls auf Rekordniveau, risikoreiche Anlagen bleiben untergewichtet.

Natürlich haben auch Unternehmenslenker (CEOs) und Analysten von Ökonomen die Rezessionsgefahren vernommen und äußern sich vorsichtig über den möglichen weiteren Jahresverlauf. Nach der BofAUmfrage konvergieren die Wachstumserwartungen für die Gewinne im Konsensus gegen Null, obwohl der ein oder andere Firmenchef sich zu zweistelleigen Wachstumsschätzungen hat hinreißen lassen und der aktuelle Geschäftsverlauf noch solide erscheint. Wer behält also recht?

Die Woche voraus

In der kommenden Woche sollten wieder die Volkswirte die Oberhand gewinnen. Schwerpunkt der Interpretationen werden die Einkaufsmanagerindizes sein, die ab Dienstag für die wichtigsten Industrieländer berichtet werden. Dazu kommt passend für Deutschland der ifo-GeschäftsklimaIndex am Mittwoch und am Donnerstag das GfK-Konsumklima. Den Wochenabschluss bilden die Konsumausgaben und persönlichen verfügbaren Einkommen in den USA, verknüpft mit dem wegen der Inflation viel beachteten Deflator für die Konsumausgaben. Dazu die Auftragseingänge für langlebige Güter (ebenfalls für die USA), die einen Blick auf die Perspektiven in der zuletzt angeschlagenen Produktion zulassen.

Was können wir also für die Zukunft schließen? Nun zunächst fällt auf, dass während der Ukrainekrise und der folgenden Energiekrise gefolgt von Handelssanktionen und politischen Verwerfungen, Unternehmen eine noch nie dagewesene Anpassungsfähigkeit bewiesen haben. Möglicherweise haben reine Volkswirte das unterschätzt.

Die Rentenmärkte, gemessen an der inversen Zinsstruktur, lassen das Gegenteil dessen erwarten, was der Aktienmarkt mit neuen Höchstständen sagt. Wer also behält recht? Langfristig behalten die Unternehmen aus historischer Erfahrung heraus für den Aktienmarkt die Oberhand. Aber es kann dauern, wenn zunächst eine mehr oder weniger ausgeprägte Rezession durchgestanden werden muss, wie es der Anleihenmarkt vorweg nimmt. Geduld ist gefragt.

Gute Konjunktur wünscht

Thomas Tilse
 

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Fußnote

1Bank of America Research