Amundi Artikel vom 06.08.2025
Japan geht mit einem einzigartigen hybriden Public-Private-Partnership-Modell, der sogenannten GX-Strategie, einen eigenen Weg, um seine Netto-Null-Verpflichtung bis 2050 einzuhalten und dabei seine Wirtschaft zu stärken. Um die Anfangsphase zu finanzieren, hat das Land sogenannte Economy Transition Bonds ausgegeben, die später durch Einnahmen aus dem Emissionshandel zurückgezahlt werden sollen.
Japans Regierung ist damit der erste staatliche Emittent derartiger Bonds. Weitere Maßnahmen zur CO2-Bepreisung folgen in den nächsten Jahren. Yasunori Iwanaga, Chief Responsible Investment Officer von Amundi Japan, glaubt, dass Japan umsetzbare Lösungen für die Finanzierung gefunden hat, die zur Erreichung realer Emissionsreduktionen unerlässlich sind, und damit ganz Asien beeinflussen wird.
Japans grüne Transformation: ein mutiges Ziel zur Beschleunigung des Wandels in Asien
Japans Strategie für die „grüne Transformation“ – bekannt als „GX-Strategie“ – aus dem Jahr 2023 wurde im Februar 2025 unter dem Eindruck höherer geopolitischer Risiken und des erwarteten Anstiegs des Strombedarfs durch den umfassenden Einsatz von KI zur „GX 2040 Vision“ weiterentwickelt. Die Strategie basiert auf der Koordination von Klima-, Energie- und Industriepolitik. Sie verfolgt drei Ziele:
- Erreichen der Netto-Null-Verpflichtung bis 2050 gemäß den national festgelegten Klimaschutzbeiträgen
- Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Stärkung der industriellen Wettbewerbsvorteile Japans
- Sicherung einer stabilen Energieversorgung.
Japan investiert in die Umstellung zu einer CO2-armen Wirtschaft über 3 % seines jährlichen BIP; ein Wert, der mit dem der EU vergleichbar und höher als der der USA vor der Wahl Donald Trumps ist.
Basis Public-Private-Partnerships
Die Klimastrategien der wichtigsten Volkswirtschaften bringen ein unterschiedliches Maß an Eingriffen in den privaten Sektor mit sich. Die EU verfolgt mit einem Budget von 528 Mrd. EUR über zehn Jahre einen Top-down-Ansatz mit strengen Vorschriften und Regelungen. Im Gegensatz dazu gewährt der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA Unternehmen im Bereich saubere Energien indirekte finanzielle Unterstützung, hauptsächlich durch steuerliche Anreize. Für diesen Bottom-up-Ansatz stehen Gesamtmittel von 369 Mrd. USD über zehn Jahre zur Verfügung. Allerdings hat die Trump-Regierung die Auszahlung der Mittel ausgesetzt.
Japan verfolgt bei der Umsetzung seiner GX-Strategie eine hybride Methode, die weniger anfällig für politische Risiken ist: ein Public-Private-Partnerschaftsmodell basierend auf der Industriepolitik. Die Methode hat sich schon beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bewährt.
Die Regierung stellt 20 Bio. JPY (133 Mrd. USD) in Form von Subventionen, Steueranreizen und F&E-Förderungen bereit. Zur Finanzierung werden GX-Übergangsanleihen, Economy Transition Bonds, ausgegeben. Japans Regierung ist damit der erste staatliche Emittent derartiger Bonds. Die Mittel sollen für den Ausbau nicht fossiler Energien, die Umgestaltung der industriellen Struktur auf der Angebots- und Nachfrageseite und durchgreifende Maßnahmen zur Energieeinsparung verwendet werden. Außerdem soll die Entwicklung neuer Technologien etwa für das Recycling von Ressourcen und die CO2-Bindung bezuschusst werden.
Die Aktivitäten von Regierungsseite sollen in den nächsten zehn Jahren öffentliche und private GX-Investitionen in Höhe von 150 Bio. Yen (1 Bio. US-Dollar) in Gang setzen. Mit diesen sollen etwa der Einsatz erneuerbarer Energien massiv gesteigert, eine Batterieindustrie aufgebaut, die Schiffs- und Flugzeugindustrie strukturell umgestaltet und Fahrzeuge der nächsten Generation geschaffen werden.
Finanzhilfe für Dekarbonisierungsbemühungen
Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) arrangiert die Transformation der Wirtschaft mittels zweier Förderprogramme: die Sector-specific Investment Strategy und dem Green Innovation Fund (GIF). Erstere sieht den Ausbau der finanziellen Unterstützung für 16 ausgewählte Bereiche vor, darunter Elektrofahrzeuge, Speicherbatterien, Leistungshalbleiter, Umstellung industrieller Prozesse in schwer zu dekarbonisierenden Branchen, Perowskit-Solarzellen und schwimmende Offshore-Windkraftanlagen. Für den Zeitraum 2022 bis 2024 wurden mehr als 4 Bio. JPY (26,7 Mrd. USD) budgetiert.
Der GIF widmet sich der Erforschung und der Entwicklung neuer Technologien und deren Kommerzialisierung. Der Fonds ist mit 2,7 Bio. JPY (18 Mrd. USD) ausgestattet. Für wasserstoffbezogene Projekte, beispielsweise die Direktreduktion mit Wasserstoff und der wasserstoffbetriebene Seeverkehr sind mehr als ein Drittel der insgesamt zugewiesenen Mittel vorgesehen.
Der Weg zur Bepreisung von CO2-Emissionen
Das Ministerium hat außerdem einen Plan für eine wachstumsorientierte CO2-Bepreisung auf den Weg gebracht. Das Emissionshandelssystem GX-ETS (Emissions Trading System) wird nach einer freiwilligen Phase 2026 mit der obligatorischen Teilnahme emissionsintensiver Unternehmen und der Zertifizierung von Reduktionszielen vollständig in Kraft treten. Ziel des GX-ETS ist es, die japanische Wirtschaft zu dekarbonisieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Ab 2028 wird eine Abgabe auf fossile Brennstoffe erhoben. Deren Höhe bestimmt sich nach der Menge an CO2-Emissionen, die wiederum aus der Menge der importierten fossilen Brennstoffe abgeleitet wird. 2033 beginnt dann die schrittweise Einführung obligatorischer Versteigerungen von Emissionsrechten für Stromerzeugungsunternehmen.
Der Zeitplan soll politische Unsicherheiten verringern und Anreize für Unternehmen des privaten Sektors schaffen, ihre Bemühungen zu beschleunigen. Zu beachten ist, dass die GX-Übergangsanleihen aus den Einnahmen des GX-Emissionshandel zurückgezahlt werden. Als Zentrale für die Umsetzung der Strategie wurde die GX Acceleration Agency (GXA) gegründet. Sie wird Kreditgarantien für GX-Projekte bereitstellen, den Emissionshandel betreiben und die Abgabe auf fossile Brennstoffe verwalten.
Investoren spielen eine wichtige Rolle
Die GX-Strategie ist einer der ehrgeizigsten Pläne zur Koordination der Dekarbonisierungsziele mit Japans Energie- und Industriesouveränität und ebnet den Weg für umsetzbare Lösungen für die Finanzierung der Transformation, die zur Erreichung realer Emissionsreduktionen unerlässlich sind. Japans Energiepolitik könnte saubere Energielösungen in ganz Asien zur Folge haben. Investoren können eine wichtige Rolle spielen, indem sie die Chancen im Bereich saubere Energie sowie neue Finanzmechanismen wie Transition Bonds nutzen.