Multipolarität – das instabilste politische System

Amundi

Amundi Artikel vom 23.09.2025

Die USA setzen Zölle ein, um ihre außenpolitischen Ziele zu verfolgen, sind dabei jedoch weiterhin nur eingeschränkt erfolgreich. Sie werden sich zudem ihrer Abhängigkeit von Chinas Seltenen Erden bewusst. Russland dagegen ist weitgehend autark und ignoriert Trumps Forderungen nach Beendigung des Krieges. Diese Dynamik verdeutlicht die Grenzen des Einflusses der USA in einer multipolaren Welt. Europa und die Schwellenländer kalibrieren ihre Positionen neu und verstärken damit den Trend zur „großen Diversifizierung” in den Bereichen Handel, Sicherheit und Ressourcen.

Bei Amundi sind wir seit langem der Meinung, dass das geopolitische Risiko in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Die vergangenen Monate haben nun eine beschleunigte Entwicklung hin zu einer multipolaren Welt aufgezeigt. Multipolarität ist das instabilste politische System, da sie ein hohes Maß an Unsicherheit über die Absichten anderer Staaten mit sich bringt, was zu vermehrten Fehleinschätzungen, Wettbewerb und häufig wechselnden Allianzen führt. Außerdem beschleunigt sie den Militarismus. Seit US-Präsident Donald Trump an die Macht gekommen ist, ist deutlich geworden, dass „rohe“ Macht – Kontrolle über Bodenschätze, Energie, Nahrungsmittel – und militärische Stärke zählen.

Die USA nutzen Zölle, um außenpolitische Ziele zu erreichen und ihre Macht zu stärken, während militärischer Schutz als Druckmittel gegenüber Verbündeten dient, um sie zu zwingen, den Forderungen der USA nachzugeben. Daher sind weitere Zölle wahrscheinlich, was sich auf das globale Wachstum, die Inflation und die generelle Unsicherheit auswirken wird. Allerdings sind die USA keine Hegemonialmacht mehr, was ihre Handlungsmöglichkeiten einschränkt. Stattdessen haben nun diejenigen, die über wichtige Ressourcen und über militärische Macht verfügen, das Druckmittel, um den Forderungen der USA entgegenzuwirken. 

Amerikas Erfolg ist begrenzt

Die USA werden versuchen, Allianzen gegen sich und Bemühungen zur Abkehr vom Dollar zu verhindern, aber der Erfolg wird begrenzt sein. Auch werden sich die USA ihrer Abhängigkeit von China bewusst. China hat Anfang dieses Jahres begonnen, die Exporte von Seltenen Erden zu beschränken, was direkte Auswirkungen auf die Fertigungsindustrie in den USA und der EU hat. Diese Abhängigkeit zeigt, wie sehr sich die Beziehungen zwischen den USA und China kurzfristig verschlechtern können. Angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Wettbewerb zwischen Großmächten handelt, ist jedoch nicht mit einer deutlichen Veränderung der Beziehungen zu rechnen, selbst wenn es letztendlich zu einem begrenzten Handelsabkommen kommen sollte.

Russland, das weitgehend autark ist, hat Trumps Forderungen nach einem Ende des Krieges ignoriert. Stattdessen wird Russland die NATO weiterhin mit Einschüchterungstaktiken in der „Grauzone“ auf die Probe stellen. Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Monaten nicht zu einem Waffenstillstand kommen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass Russland seine maximalen Kriegsziele aufgeben wird. Angesichts der bevorstehenden Zwischenwahlen ist es ebenso unwahrscheinlich, dass die USA ausreichend schmerzhafte Sekundärsanktionen verhängen werden. Das bedeutet nicht, dass die USA keine Sekundärsanktionen verhängen werden, aber diese werden begrenzt sein, um höhere Energiekosten in den USA zu vermeiden.

Geopolitische Absicherung in einer multipolaren Welt

Mittelgroße Mächte, insbesondere in den Schwellenländern, wie Indien oder Brasilien, fühlen sich in der Abwägung ihrer geopolitischen Beziehungen bestätigt. Indien hat Einfluss, da es eine Alternative zu China darstellt. Obwohl die Beziehungen zwischen den USA und Indien derzeit frostig sind, gibt es Möglichkeiten für eine Verbesserung, da Modi später in diesem Jahr in die USA reisen wird und die USA kein Interesse daran haben, dass andere Mächte näher an China heranrücken.

Und wo steht Europa?

Die EU hat Schwierigkeiten, sich in dieser neuen geopolitischen Ordnung zu positionieren. Ihr fehlt es an militärischer Macht, und sie ist in Bezug auf wichtige Ressourcen von anderen Ländern abhängig. Die EU wird entweder weiterhin versuchen, Trump zu beeinflussen, um den Schaden zu begrenzen, oder wirtschaftliche, fiskalische und politische Reformen durchsetzen. Aufgrund der politischen Zwänge ist die erste Option wahrscheinlicher, zumindest bis Deutschlands militärischer Aufbau und seine Geopolitik mutigere Reformen erleichtern. Infolge dieser Dynamik sowie der sich verschärfenden innenpolitischen Turbulenzen in den USA werden Regierungen und Investoren weiterhin versuchen, ihre Abhängigkeiten zu verringern. Die von uns bereits als „die große Diversifizierung” bezeichnete Entwicklung hin zu einer Streuung über verschiedene Regionen, Anlageklassen, Währungen, Rohstoffe, über Handels- und Sicherheitsvereinbarungen hinweg wird sich fortsetzen. Beispiele hierfür sind die jüngsten Bemühungen der USA, sich den Zugang zu seltenen Mineralien im Kongo zu sichern, sowie die Bemühungen Europas, Handelspartnerschaften mit Mexiko und den Mercosur-Staaten abzuschließen.

Fonds von Amundi kaufen Sie über FondsSuperMarkt zu besonders günstigen Konditionen!

  1. Dauerhaft 100% Rabatt auf den Ausgabeaufschlag
  2. Kostenloses Depot
  3. Keine Transaktionskosten
  4. Sichere Verwahrung in Ihrem persönlichen Depot bei einer deutschen Depotbank

mehr erfahrEN


Rechtliche Hinweise

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 19.September 2025 (Veröffentlichung des Research). Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.