Stimmungsbarometer

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 10.11.2023

Wenn es um die Aussichten für die Konjunktur und um den InvestmentAusblick geht, stehen die USA naturgemäß im Vordergrund. In den Vereinigten Staaten befinden sich der größte und am weitesten entwickelte Kapitalmarkt sowie die US-Notenbank Federal Reserve, die das größte Gewicht unter allen Zentralbanken besitzt. Folglich sind die Feedback-Effekte von den USA ausgehend auf andere Länder in der Regel stärker ausgeprägt als in umgekehrter Richtung. Darüber hinaus zeichnen sich die USA durch ein hohes Maß an technologischen Innovationen sowie eine Vielzahl an überwiegend qualitativ hochwertigen Konjunkturdaten aus, die reichlich Ansatzpunkte zur Identifizierung von Vorlaufindikatoren für globale Trends bieten.

Trotzdem ist es auch wichtig, die ökonomische Stimmung anderer Regionen der Welt zu erkunden und deswegen werfen wir in dieser Woche ein Auge auf die Gesamtheit der Industrieländer. Schaut man auf die Entwicklung außerhalb der USA wird deutlich, dass sich derzeit die meisten G10-Länder in einer konjunkturellen Abschwächungsphase befinden. Im dritten Quartal stach insbesondere der Euroraum mit einer Schrumpfung seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) um geschätzte 0,1% im Vergleich zum Vorquartal hervor. Dieser rückläufige Tendenz schließt sich an eine Serie unterdurchschnittlicher konjunktureller Frühindikatoren und Unternehmensumfragen an.

Anhand der Arbeitslosenquote als einfaches Indiz zur Erfassung der sich verändernde Wirtschaftslage in den einzelnen Ländern haben wir festgestellt, dass sich eine Abkühlung auf den Arbeitsmärkten abzuzeichnen scheint. Demnach ist die Arbeitslosigkeit durchweg vom zyklischen Tiefpunkt gestiegen. Am auffälligsten zeigt unsere Analyse, dass die Erwerbslosenquote in sechs Ländern (den USA, Großbritannien, Deutschland, Schweden, Kanada und Neuseeland) um mindestens 0,5 % von diesem Tief angestiegen ist (siehe Grafik der Woche).

Auch wenn die im Anbetracht der geldpolitischen Straffung zu Recht als ungewöhnlich robust geltende US-Wirtschaft bereits ausführlich thematisiert wurde, deutet ein derartig breit angelegter Anstieg der Arbeitslosenquoten darauf hin, dass sich die restriktive Geldpolitik immer noch negativ auf die Realwirtschaft auszuwirken scheint.

Wie lassen sich die unterschiedlichen Entwicklungen in den Industrieländern erklären?

Die Transmissionseffekte der Straffungsmaßnahmen haben offenbar in den jeweiligen Ländern in sehr unterschiedlichem Tempo stattgefunden. So haben sich vor allem in jenen Ländern, wo die Hypothekenzinsen eng an die Leitzinsen der Zentralbanken gekoppelt sind, die Verbraucherausgaben und die Immobilienpreise erheblich gelitten. Da die privaten Haushalte weniger Geld zum Konsumieren haben, mussten sie ihre Ausgaben entsprechend zurückschrauben.

Ferner ist klar, dass manche der nach der Pandemie aufgetretenen Folgen, die sich nachteilig auf das Arbeitskräfteangebot niederschlugen, im Laufe der Zeit wieder nachgelassen haben. Zum Teil ist dies auf eine gestiegene Erwerbsquote zurückzuführen. In manchen Ländern spielt aber auch die Zuwanderung eine Rolle und trifft scheinbar z. B. auf die USA und Großbritannien zu. Im Zuge des Ukraine-Krieges haben zudem Deutschland und seine Nachbarländer einen rapiden Zuwachs an Einwanderern registriert.

Um eine weitere Vermutung in den Raum zu stellen, wäre ebenfalls denkbar, dass produktivitätssteigende, auf der Basis künstlicher Intelligenz (KI) entwickelte Technologien den Unternehmen ermöglichen, ihren Bedarf an gewissen Kategorien von Arbeitskräften zu reduzieren. Solche Technologien bieten nämlich die Chance, den Output und damit die Profitabilität eines Unternehmens zu steigern, was wiederum dazu beitragen dürfte, die Inflation zu senken und gleichzeitig die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stützen. Allerdings ist noch völlig offen, in welchem Ausmaß und Tempo dieser Effekt zum Tragen kommen könnte.

Laut unserem Stimmungsbarometer verläuft die Konjunkturdynamik jenseits der USA und China eher schleppend. In der breiteren Volkswirtschaft der entwickelten Industrieländer entfalten sich weiter die Auswirkungen der monetären Straffungsmaßnahmen auf einer Weise, die die Teuerung im Laufe des nächsten Jahres dem Ziel der Notenbanken näher bringen könnte. Eine große Rolle dürfte das Verhältnis zwischen nachfragedämpfenden und angebotssteigernden Faktoren bei den Überlegungen geldpolitischer Entscheidungsträger spielen, wie schnell und in welchem Umfang sie die Folgen niedriger Inflationsraten im kommenden Jahr antizipieren können.

Die Woche voraus

In der kommenden Woche werden Daten aus den USA die dortigen Märkte vor die erste große Bewährungsprobe seit der November-Sitzung der Federal Reserve stellen. Zwar wird angesichts rückläufiger Benzinpreise mit einer moderateren Gesamtinflation gerechnet. Doch der Ausblick für die Kerninflation fällt eher gemischt aus und dürfte maßgeblich die Einschätzungen der Marktteilnehmer beeinflussen, ob der Straffungszyklus der Fed tatsächlich beendet ist. Ebenfalls in den USA werden die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht, die bereits seit längerem für positive Überraschungen gesorgt haben, sowie die ersten Daten zum Geschäftsklima im November.

In der Eurozone werden die Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal auf der Grundlage aktualisierter Daten revidiert. Hier war bis zuletzt die Stimmung der Unternehmen gedrückt. In den Prognosen zu den Beschäftigungszahlen für das dritte Quartal wird sich zeigen, inwieweit der leichte Anstieg der Arbeitslosenquote im Euroraum auf eine geringere Nachfrage bzw. ein größeres Angebot an Arbeitskräften zurückzuführen ist.

Nach dem außerordentlich starken Wachstum im zweiten Quartal wird in Japan mit einer Verlangsamung der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal gerechnet. Bei den Ein- und Ausfuhren dürfte der negative Trend anhalten.

Im Vereinigten Königreich scheint die Inflation endlich die Kurve gekriegt zu haben. Im Gegenzug haben die teuerungsdämpfenden Maßnahmen der Bank of England vor dem Hintergrund einer leicht steigender Arbeitslosigkeit für eine gewisse Abkühlung am Arbeitsmarkt gesorgt.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Daten zur USInflation eine wichtige Entscheidungshilfe dafür liefern dürfte, ob wir unser Stimmungsbarometer einer Nachbearbeitung unterziehen müssen oder ob erst einmal eine Ruhepause ausreichen sollte.

Ihr

Sean Shepley
Senior Economist


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