TeamViewer stolpert über Managementfehler

LOYS AG

Loys Capital Kolumne vom 28.10.2025

Auf dem deutschen Kurszettel wird sich kaum eine Aktie finden lassen, bei der Anspruch und Wirklichkeit derartig weit auseinanderliegen. In der letzten Woche stürzten die Anteilspapiere des Softwareentwicklers aus Göppingen erneut ab.

TeamViewer ging im Februar des Jahres 2021 unter Begleitung von Goldman Sachs zu einem Erstausgabekurs von 44,50 Euro an die Börse. Angesichts des Unternehmensprofils als stark wachsendes Softwareunternehmen wurden der Aktie gute Zukunftsaussichten zugeschrieben. Zudem wurde die Marktposition im Bereich der Maschinenfernwartung als einzigartig angesehen.

Einer positiven Kursentwicklung stand aber zunächst die Covid-Krise im Wege. Dieses Schicksal teilte TeamViewer mit den meisten anderen Börsentiteln. Zu einem dramatischen Kurseinbruch kam es jedoch im Herbst 2021, als publik wurde, dass TeamViewer einen Sponsoringvertrag mit dem englischen Fußballverein Manchester United in Höhe von ca. 400 Millionen Euro abschloss. Zur Begründung gab der Vorstand von TeamViewer seinerzeit zum Besten, man wolle rasch weltweite Bekanntheit mit dem Sportsponsoring gewinnen. Im Jahr 2021 betrug der TeamViewer Umsatz ca. 500 Millionen Euro. Damals hieß es an der Börse, es gäbe Hinweise auf Größenwahn im Hause TeamViewer. Das Jahr 2021 beschloss die TMV-Aktien mit einem Kurs von 11,82 Euro.

Den damaligen Vertrauensverlust in die Unternehmensgremien konnte die TeamViewer-Aktie in den folgenden Jahren nicht wieder wettmachen. Auch verlangsamte sich das Wachstum bei Umsatz und Gewinn. Die Aktie dümpelte seither in einer Bandbreite um die Marke von zehn Euro. Im Dezember 2024 kündigte der Vorstand dann die Übernahme des britischen Softwareherstellers 1E an. Zur Begründung wurde vorgetragen, man wolle durch den Zukauf das Wachstum bei Umsatz und Gewinn deutlich ankurbeln. Der Kaufpreis betrug 720 Millionen US-Dollar und wurde bar bezahlt. 1E erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz in Höhe von ca. 80 Millionen US-Dollar. Zur Begründung für den exzessiv teuer wirkenden Kaufpreis hieß es, das Geschäft sei so aussichtsreich, dass auch dieser hohe Kaufpreis gerechtfertigt sei. Gewiss sah auch der Verkäufer, die Private-Equity-Gesellschaft Carlyle, die Sache ähnlich. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass der etablierte Softwarehersteller SAP etwa bei dem Siebenfachen des Umsatzes handelt, allerdings bei einer viel besseren Profitabilität.

In der letzten Woche teilte TeamViewer mit, dass die Umsätze bei 1E deutlich geschrumpft seien. Entsprechend entsetzt fiel die Börsenreaktion aus. Der TMV-Kurs purzelte auf einen Tiefstand von 6,40 Euro. Die Hybris der TeamViewer-Gremien hat aus einer Software-Perle eine Börsenlachnummer gemacht. Der angerichtete finanzielle Schaden für die Aktionäre ist immens. Das Vertrauen in die Fähigkeiten zur rationalen Kapitalallokation der Verantwortlichen ist dahin.

Aus Chicago

Ihr
Dr. Christoph Bruns

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