Thanksgiving – Anlass zur Dankbarkeit?

Allianz Global Investors

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 21.11.2025

In den USA gibt es zu Thanksgiving jedes Jahr einen großen Festschmaus. Die Zahlen sind wirklich beeindruckend: Voraussichtlich werden dieses Jahr mehr als 45 Millionen Truthähne gebraten und gegessen, also knapp 1,4 Milliarden Pfund Fleisch (pro Kopf rund 3 Pfund oder mehr als 1 Kilo). Ganz logisch, dass die meisten Amerikaner dieses Festessen dann vor dem Fernseher oder mithilfe anderer Social Media-Entertainment-Möglichkeiten verdauen. Insgesamt nehmen die Menschen an Thanksgiving sicherlich sehr viel mehr Kalorien zu sich als sie verbrauchen!

Thanksgiving ist aber nicht nur ein Familienfest, sondern inzwischen auch mehr oder weniger offiziell das Datum, zu dem das Weihnachtsgeschäft beginnt. Die entsprechenden Werbeund Angebotsstrategien sind sorgfältig geplant. Dabei klafft die finanzielle Schere bei den Verbrauchern immer weiter auf: Wer ein Aktienportfolio hat, kann sich dank des KI-Booms über Kursgewinne freuen. Im Gegensatz dazu steigt die Belastung durch steigende Lebenshaltungskosten für private Haushalte mit niedrigen Einkommen – nicht zuletzt deshalb, weil die Unternehmen immer zögerlicher neues Personal einstellen. Nichtsdestotrotz werden für das Weihnachtsgeschäft Umsätze von über einer Billion US-Dollar prognostiziert.

Für die Finanzmärkte ist Thanksgiving ebenfalls ein wichtiges Datum. An den Rentenmärkten platzieren die Unternehmen in der Woche nach Thanksgiving traditionell zum letzten Mal im Jahr Anleihen, bevor die Liquidität bis zum Jahresende abnimmt. Aktienanleger dagegen können sich auf eine mögliche Weihnachtsrallye freuen. In diesem Jahr werden die Erwartungen für beide Marktsegmente von zwei Sonderfaktoren beeinflusst: dem schieren Umfang der Aktienkursgewinne seit April, der zu Gewinnmitnahmen führen könnte, und den geplanten, höheren Investitionsausgaben für den Ausbau von KI. Die vorsichtigen Äußerungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dämpfen die Stimmung gleichzeitig etwas. Der Mangel an aktuellen Daten ist ganz klar ein Grund für die Zurückhaltung der Fed. Zugleich muss sie mit einer fundamentalen Herausforderung durch eine ungewöhnliche Konstellation umgehen: Einerseits findet ein Investitionsboom statt, andererseits ist die Lage am Arbeitsmarkt eher schwierig. Letztendlich dürfte die Arbeitsmarktsituation den Ausschlag dafür geben, wie stark etwaige Leitzinssenkungen der Fed im Jahr 2026 ausfallen werden.

Auf der anderen Seite des Atlantiks scheint es sehr viel weniger Anlass zum Feiern zu geben. In Großbritannien war das Wachstum in diesem Jahr schwach, und die Inflation hat sich wieder deutlich beschleunigt. Zum Teil liegt das an der Entwicklung der Lebensmittelpreise, grundsätzlich spielt aber auch der politische Kurswechsel eine Rolle, den Schatzkanzlerin Reeves mit ihrem Haushalt vor einem Jahr eingeleitet hat. Da die längerfristigen Wachstumserwartungen nach unten korrigiert wurden, wird inzwischen damit gerechnet, dass der Haushaltsentwurf, der am 26. November vorgelegt werden soll, Sparmaßnahmen in Höhe von 20–30 Milliarden Pfund Sterling vorsieht (was etwa 1% des BIP entspricht).

Die Kommunikation der britischen Regierung im Vorfeld lässt sich wohl kaum als gut abgestimmt bezeichnen. Sie glich vielmehr einem Slalomkurs: Zunächst signalisierte die Regierung eine noch restriktivere Fiskalpolitik, die entgegen den Wahlversprechen der Labour Party sogar Einkommensteuererhöhungen umfassen könnte, und dann ruderte sie wieder zurück. Eine Einkommensteuererhöhung wäre ein klarer und politisch kostspieliger Straffungsschritt gewesen, der eine sofortige Lockerung der Geldpolitik gerechtfertigt hätte. Die nunmehr zu erwartenden Alternativen (möglich wäre, dass die Einkommensteuerfreibeträge länger unverändert bleiben, dass die Grund-, Kapitalertrags- und Erbschaftssteuern angehoben werden oder dass Abgaben für bestimmte Wirtschaftssektoren erhoben werden) werden voraussichtlich vager und weniger präzise, aber für die Wirtschaft genauso schmerzlich sein – und dabei mit geringerer Glaubwürdigkeit verbunden.

Es wäre fraglos ungünstig, wenn fiskalpolitische Einschnitte die Wachstumserwartungen dämpfen, ohne dabei Zinssenkungen zu fördern – nicht zuletzt mit Blick auf die längerfristige Popularität der Labour Party. Schon aus wohl erstandenem Eigeninteresse sollte die Regierung von einer solchen Strategie absehen. Allerdings ist die jüngste Geschichte in dieser Hinsicht nicht ermutigend, und freundlich formuliert sind die Anlegererwartungen im Vorfeld des Haushalts gering.

Die Woche voraus

In den USA wirkt sich der Shutdown nach wie vor auf den Datenkalender aus; die Behörden prüfen gerade, wie sie am besten mit dem Zeitverlust umgehen sollten. Eventuell werden sehr kurzfristig Daten veröffentlicht. Bei Daten, die erst mit großer Verzögerung vorgelegt werden, dürften die Marktteilnehmer den Zeitpunkt des Shutdowns mit in Rechnung stellen. Mehr Klarheit über die Arbeitsmarktentwicklung dürfte sich jedoch insbesondere auf die Erwartungen für die Dezember-Sitzung der Fed auswirken.

Im Euroraum stehen in der kommenden Woche die üblichen Umfragen der Europäischen Kommission zum Monatsende sowie der ifo-Index für Deutschland an. Bislang konnte der Euroraum die schlimmsten Abwärtsrisiken vermeiden, die sich aus den Zollerhöhungen ergeben könnten. Allerdings bleibt beträchtliche Unsicherheit über die Wachstumsdynamik bestehen. Zum Ende der Woche hin werden die HVPI-Daten für November für Deutschland, Frankreich und Spanien veröffentlicht; voraussichtlich wird sich die Inflation nach der Beschleunigung im vergangenen Monat stabilisieren. Und zuletzt wird in Japan der VPI für Tokio für November veröffentlicht. Wahrscheinlich wird die Inflation weiterhin über dem Zielwert liegen – und die Bank of Japan ist mit Zinsanhebungen sehr vorsichtig. Am Ende geht es um Resilienz. Resilienz der Konjunktur, Resilienz der Märkte.

Ihr
Sean Shepley

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