USA versus Europa – Umkehrung der Pole

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LFDE Macroscope vom 08.07.2025
 

Von Enguerrand Artaz, Fondsmanager bei LFDE

Paris / Frankfurt am Main, 08.07.2025 – Europa war lange Zeit ein Schreckgespenst für Anleger. Politische Unklarheit, schleppendes Wachstum, zögerliche Zentralbank, ausufernde Vorschriften, unklare Ambitionen… Es gab keinen Grund, sich für Europa zu begeistern. Die USA hatten dagegen alles, um Kapital aus der ganzen Welt anzuziehen: robustes Wachstum, sprudelnde Innovation, Anreize für Unternehmertum, solide Institutionen und eine mächtige sowie verständliche Zentralbank. Dieser perfekte Cocktail führte zu einer sehr starken Konzentration der weltweiten Investitionsströme auf US-Vermögenswerte, ein Phänomen, das Ende 2024 seinen Höhepunkt erreichte.

Neue Wachstumsimpulse und politische Stabilisierung in Europa

Seitdem haben sich die Pole innerhalb weniger Monate radikal umgekehrt. In Europa mischt die deutsche Haushaltsrevolution die Karten des Potenzialwachstums neu. Angesichts der Zeit, die benötigt wird, um die jahrelangen Unterinvestitionen zu korrigieren, bietet sie eine bisher nicht gekannte Sichtbarkeit des Konjunkturzyklus. Der europäische Ausgabenplan „ReArm Europe“ verstärkt diese Aussichten und könnte andere Länder ermutigen, dem Beispiel zu folgen. Die Europäische Zentralbank löste die geldpolitische Bremse und senkte ihre Zinssätze auf ein neutrales Niveau. In den kommenden Monaten dürfte sie sogar den Weg der Akkommodation einschlagen, wobei der Pfad und die Reaktionsfunktion recht gut nachvollziehbar sind. Die Zeit der extremen politischen Schwäche der Europäischen Union, in der man sich nach dem Brexit eine Reihe von Überläufern vorstellte, scheint vorbei zu sein. Schließlich zeugt der von der Europäischen Kommission enthüllte „Kompass der Wettbewerbsfähigkeit“ von einem Europa, das sich der Last seiner Überregulierung endlich bewusst geworden ist und nun entschlossen zu sein scheint, den Trend umzukehren. In diesem letzten Punkt ist jedoch noch nichts erreicht. Europa ist nach wie vor von Schwachstellen geprägt, angefangen bei der politischen und wirtschaftlichen Lage Frankreichs. Aber der Alte Kontinent bietet heute etwas, das er schon lange nicht mehr geboten hat: Sichtbarkeit.

Unsicherheit trübt den wirtschaftlichen Ausblick der USA

Dieselbe Sichtbarkeit, die in den USA verblasste. Nach zwei Jahren des Exzeptionalismus sind die Risiken für das Wachstum heute eindeutig nach unten gerichtet, da sich der Konsum und der Arbeitsmarkt immer weiter abschwächen. Der erratische Charakter der Handelspolitik von Donald Trump wird durch eine sehr hohe Unsicherheit über die Auswirkungen auf das Wachstum und die Inflation ergänzt. Die Auswirkungen der höheren Zölle und die Entscheidungen, die in der jüngsten Steuerreform mit dem Namen „One Big Beautiful Bill“ (OBBB) getroffen wurden, werden die ohnehin hohen Ungleichheiten noch weiter verstärken. Die Funktionsweise der US-Institutionen wurde in den ersten Monaten von Trumps Amtszeit so stark beeinträchtigt, dass sich manche um das Fortbestehen wirksamer Gegenkräfte sorgen. Die Unabhängigkeit der Federal Reserve wurde angegriffen, weshalb die Kommunikation der Zentralbank in den kommenden Monaten heikel werden dürfte. Ihre extreme Abhängigkeit von kurzfristigen Wirtschaftsdaten, die derzeit widersprüchliche Signale aussenden, macht sie unsicher. Die Machtkämpfe um die Nachfolge von Jerome Powell werden zudem zu einer Reihe von widersprüchlichen Aussagen führen. Parallel dazu könnte der Druck auf die US-Zinsen steigen, da sich das Auseinanderdriften des Staatsdefizits nach der endgültigen Verabschiedung des OBBB am 3. Juli durch den Kongress noch beschleunigen wird. Natürlich haben die USA noch viele Trümpfe in der Hand, angefangen bei der hervorragenden Verfassung des Technologiesektors. Dennoch haben sie – wie auch der Dollar – ihren Status als bedingungsloser sicherer Hafen für Investoren verloren.

Sichtbarkeit als neuer Standortvorteil Europas

Was vor einigen Jahren noch wie ein ätzender Humor geklungen hätte, ist heute Realität. Da Unsicherheit mittlerweile ein fester Bestandteil des Marktgeschehens ist, ist Sichtbarkeit ein ebenso seltenes wie begehrtes Gut. Und heute ist sie in Europa zu finden.

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