Greiffbar – Investments zum Anfassen vom 22.08.2025
Treff
Es war die Woche der Begegnungen: Trump und Putin gaben sich ein Stelldichein, die europäischen Staatschefs suchten ihrerseits den Treffpunkt mit dem neuen alten Machtfaktor in Washington und sogar der Nato-Chef und die EU-Chefin fanden sich zu einem, nennen wir es diplomatischen, Kaffeekränzchen ein. Wer den Saal betrat, musste sich fragen: Ist das hier ein Gipfel, ein Showdown oder eher ein Stammtisch-Treff im Schützenheim, bei dem jeder seinen Spruch platziert? Auch die Märkte standen wie Zaungäste am Rande dieses Treffens und fragten sich, was wohl hängen bleibt. Oft sind solche Momente weniger durch die Substanz, sondern mehr durch das Bild geprägt, das sie abgeben. Ein Händedruck oder eine treffsichere Formulierung im Gespräch kann treffender wirken als zehn Seiten Kommuniqué. Das Ergebnis der vortrefflichen Veranstaltung: Selenskyj und Putin sollen sich ohne Vorbedingungen in den nächsten Tagen treffen. Derweil treffen weiterhin Raketen und Bomben die Ukraine und die weltweiten Medien streiten vortrefflich über den Erfolg dieser Gipfeltreffen.
Treffen
Kaum verklungen, zieht es die Finanzwelt schon weiter: Jackson Hole ruft. Das alljährliche Treffen der Notenbanker ist mehr als ein Seminar im Gebirge. Es ist der globale Treffpunkt geldpolitischer Erwartungen. Was die Märkte dort treffen, ist nicht immer das, was sie erhoffen: Ein unbedachtes Wort, ein zu scharfer Zinsausblick, oder schlicht das Schweigen zur weiteren Zinsentwicklung. Treffen können also wie Pfeile wirken: Mal treffsicher ins Schwarze, mal schmerzhaft ins Portfolio. Investoren hängen dabei an jedem Halbsatz wie Schützen auf der Zielscheibe bei einem Volltreffer. Ein Satz, der zu weich klingt, verfehlt das Ziel; einer, der zu hart wirkt, trifft zu tief. Und manchmal ist gerade das Ausbleiben eines klaren Signals der treffendste Hinweis. Doch erst einmal müssen die Notenbanker in Jackson Hole eintreffen, dann zusammentreffen, um trefflich darüber zu sinnieren, ob das aktuelle Zinsniveau noch zutreffend für Wirtschaft und Inflation ist. Mit großer Treffsicherheit werden die anschließenden Interviews Donald Trump dann wieder betroffen machen.
Treffend
Und damit zum treffenden Schluss: Die Weltpolitik sucht noch nach dem passenden Treffpunkt zwischen Macht und Maß, die Notenbanker zwischen Inflation und Wirtschaftsaufschwung. Für Investoren bleibt die Frage: Was trifft uns wirklich? Der nächste Zinsentscheid? Ein politisches Machtwort in Sachen Ukraine? Oder schlicht die Erkenntnis, dass Märkte zwar viele Treffen kennen, aber selten die ganz große Einigung. Treffend formuliert: Wer investiert, braucht nicht nur gute Argumente, sondern auch den richtigen Treffmoment. Manchmal genügt schon eine treffende Beobachtung, um Orientierung zu geben. Sie wirkt wie ein kleiner Kompass, der die Richtung zeigt, selbst wenn der Weg steinig bleibt. Und genau das ist es, was Märkte und Politik gleichermaßen suchen: die treffsichere Deutung im Durcheinander der Stimmen. Ob mir das immer vortrefflich gelingt, bleibt dahingestellt, aber den richtigen Ton zu treffen ist manchmal leichter als an der Börse ins Schwarze zu treffen. Als kleiner Anlagetipp: Die Kunst liegt nicht im Treffen, sondern im Nicht-Verfehlen. Da trifft es sich doch gut, dass das Wochenende vor der Türe steht, um vortrefflich über meine Worte nachzudenken. Ich danke Ihnen für unser wöchentliches Treffen in meiner Kolumne und wünsche Ihnen weiterhin eine treffsichere Leichtigkeit bei der Anlage Ihrer Finanzen. Man trifft sich.
Ihr Volker Schilling