Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 05.04.2019

„Momente der Wahrheit“
Erklärungen für die positive Entwicklung an den Finanzmärkten seit Jahresanfang gibt es viele, doch steht die Performance im Gegensatz zu der konjunkturellen Verfassung der Weltwirtschaft. Unsere proprietären Konjunkturindikatoren verzeichneten eine erneute Abschwächung der Konjunkturdaten im letzten Monat. Und vor diesem Hintergrund hat sich auch das Wachstum der Weltwirtschaft zuletzt auf eine Rate leicht unter Potenzial abgekühlt.

Die US-Renditestrukturkurve (3 Monate vs. 10 Jahre) invertierte im Anschluss an eine „taubenhafte“ Notenbanksitzung der US-Notenbank (Fed) im März zum ersten Mal im aktuellen Konjunkturzyklus. Letztere zeigte sich seit Anfang der 1950er Jahre als verlässlicher Vorbote von US-Rezessionen, was folglich bei vielen Investoren zu erhöhter Unsicherheit führte. Zudem ließ sie die Nachfrage nach den „sicheren Häfen“ – u. a. deutsche Staatsanleihen, japanischer Yen oder Gold – ansteigen. Schlägt nun für die globale Konjunktur die Stunde der Wahrheit?

Sicherlich: Nach einer Phase schwächerer Makrodaten ist die Wahrscheinlichkeit einer zumindest kurzfristigen konjunkturellen Erholung gestiegen. Das spiegelt sich in den Exportstatistiken einzelner asiatischer Länder wider, die doch mitunter als konjunktureller Gradmesser für die technologielastige Region Asien dienen – und damit als Stimmungsbarometer für den Welthandel. Aufgrund des chinesischen Neujahrs sind die Zahlen jedoch vorsichtig zu interpretieren. Als ein Vorbote der jüngst beschlossenen fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen Chinas könnten sie dennoch zu verstehen sein. Davon ist zu erwarten, dass sich das Wachstum in China, aber mittels positiver Ausstrahlungseffekte auch in der gesamten Region Asien ab dem zweiten Quartal stabilisieren könnte.

In Sachen Handelskonflikt und „Brexit“ werden die Momente der Wahrheit eingeläutet. Seitens der großen Notenbanken, wie der Fed oder der Europäischen Zentralbank (EZB), lassen die jüngsten Aussagen und Taten darauf schließen, dass man den zuletzt zunehmend kraftlosen Konjunkturzyklus durch einen Politikwechsel anschieben will – womöglich auf Kosten höherer Inflation und leichterer Schuldenaufnahme.

Jener Schwenk der internationalen Geldpolitik, ein perspektivisch schwächerer US-Dollar, eine Entspannung hinsichtlich des Handels-konflikts sowie Wachstumsimpulse aus China könnten die Kapitalmärkte weiter stützen. Der Anteil der „Bullen“ hat sich zwischenzeitlich deutlich erhöht – von etwa 30 % Anfang des Jahres auf gegenwärtig netto 54%. Gleichzeitig liegt der Volatilitätsindex trotz der beträchtlich höheren Unsicherheiten für die Weltwirtschaft knapp 20 % unter dem historischen Durchschnitt.

Taktische Allokation Aktien & Anleihen

  • Proprietäre Konjunkturindikatoren verzeichneten eine erneute Abschwächung der Konjunkturdaten im letzten Monat. Vor diesem Hintergrund hat sich auch das Weltwirtschaftswachstum zuletzt auf eine Rate leicht unter Potenzial abgekühlt.
  • Die US-Renditestrukturkurve (3 Monate vs. 10 Jahre) invertierte im Anschluss an eine „taubenhafte“ Sitzung der US-Notenbank im März 2019 – zum ersten Mal im aktuellen Konjunkturzyklus.
  • Während in Sachen Handelskonflikt und „Brexit“ die Momente der Wahrheit eingeläutet werden, versuchen die großen Notenbanken den zuletzt zunehmend kraftlosen Konjunkturzyklus durch einen Politikwechsel anzuschieben.
  • Dieser Schwenk der internationalen Geldpolitik, ein perspektivisch schwächerer US-Dollar, eine Entspannung beim Handelskonflikt sowie Wachstumsimpulse aus China könnten risikobehaftetere Vermögensklassen weiter stützen. Das zeigt auch die Positionierung der Investoren.
  • Zwar liegt der Volatilitätsindex knapp 20 % unter dem historischen Durchschnitt, doch könnten die Momente der Wahrheit schnell in erhöhte Kursschwankungen umschlagen.

Dass die Momente der Wahrheit nicht in erhöhte Volatilität umschlagen, wünscht Ihnen
Stefan Scheurer


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