Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 10.05.2019

„Vorsicht ist besser als Nachsicht“
Der Auftakt der abgelaufenen Woche wurde eingeleitet vom Tweet des US-Präsidenten, Donald Trump, in dem er die Erwartungen eines baldigen „Deals“ im Handelsstreit mit China aushebelte. Der Rückzieher kam nur teilweise überraschend, da es zwar nach einem baldigen Handshake aussah, aber klar sein musste, dass der Konflikt selbst tiefere Ursachen hat, also noch weitere Spannungen folgen sollten. Dazu noch die Drohung aus dem Iran, es überlege wieder in die Atomanreicherung anzusteigen. Das hat die Risikowahrnehmung deutlich geschärft und die Aktien belastet.

Von Seiten der Konjunktur kamen dagegen durchaus freundliche Signale. U.a. legte der japanische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im April merklich zu. Die Zahl der offenen Stellen ist in den USA nach dem kräftigen Rückgang im Februar wieder kräftig geklettert. Ein erstes, wichtiges Signal, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zugelegt hat, lieferte die Industrieproduktion, getrieben vom Bausektor. Sie legt im März um 0,5% zu, was gleichzeitig auch den rollierenden Durchschnitt der letzten drei Monate aus dem negativen Terrain lupfte. Allerdings enttäuschten die Auftragseingänge in der Industrie weiterhin.

Bei den Ölpreisen ist die Rallye mit einem Plus von ca. 35% dieses Jahr jetzt ins Stocken geraten. Nachdem seit Herbst letzten Jahres die Spekulationen um Lieferausfälle aus dem Iran wegen der US Sanktionen und die politischen Probleme in Venezuela das Bild bestimmten, scheint sich aktuell die Erkenntnis durchzusetzen, dass die USA mit gestiegener Produktion und hohen Lagerbeständen trotz relativ guter Disziplin der OPEC ein Gegengewicht bilden. Wie auch bei anderen Rohstoffen (insbesondere Kupfer und Eisenerz) wurde der Preisauftrieb durch die zyklische Erholung in China in diesem Jahr entscheidend mit beeinflusst. Die aktuelle neue Diskussion um das Handelsabkommen mit den USA dämpfte zuletzt die Erwartungen und führte zu Preisabschlägen.

Die Woche voraus
Die kommende Woche beginnt vom Datenkalender her mit dem Index der Frühindikatoren für Japan (Montag) und setzt sich dann mit den ZEW-Konjunkturerwartungen für die Eurozone fort. Am Mittwoch folgen dann die Industrieproduktion in China, die erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für Deutschland und die zweite Schätzung für die Eurozone, sowie die Einzelhandelsumsätze aus den USA. Am Donnerstag dann sollten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philly-Fed-Index aus den USA im Fokus stehen.

Die Berichtssaison kommt in den USA langsam zum Ende. Gut 80% der S&P 500 Firmen haben bereits berichtet. Die positiven Überraschungen überwogen wie üblich – allerdings waren die Erwartungen davor auch sehr verhalten. Die Ausblicke für 2019 bleiben insgesamt verhalten, zeigen aber vorsichtige Tendenzen der Verbesserung. In Europa wurde der Scheitelpunkt der Berichte bereits überschritten. In der Summe zeigt sich viel Licht, aber auch viel Schatten. Während Technologie- und vor allem Softwarefirmen gut abgeschnitten haben, leiden die Auto bezogenen Industriesegmente. Die Entwicklung ist in Anbetracht der schwächeren Produktionszahlen aber trotzdem noch solide. Die Ausblicke werden latent von geopolitischen und makroökonomischen Risiken überschattet.

Active is: Vorsicht walten lassen.
Während die Berichtssaison an Fahrt verliert und die Konjunkturdaten es schwer haben dürften, für größere Überraschungen zu sorgen, spielt sich die Geo-Politik auf der Agenda der Kapitalmärkte wieder nach vorne. Der Tweet von US-Präsident Trump ist auch in dem Kontext zu sehen, dass es bei dem Handelsstreit um mehr geht als nur um Einfuhrzölle und Leistungsbilanzen. Tieferliegend ist es ein Streit um die Dominanz in der Weltpolitik. Das wird uns noch länger beschäftigen.

Vorerst heißt dies aber, dass Vorsicht an den Kapitalmärkten wieder stärker Einzug gehalten hat. Gut nur, dass die Relative-Stärke-Indikatoren für die großen Regionen eine überverkauft Lage anzeigen, also kein Abgabedruck zu bestehen scheint. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Unser „Schwerelosigkeits-Indikator“, der die Kurs-Gewinnverhältnisse des S&P 500 in Relation zur Volatilität setzt, zeigt bereits an, dass die Märkte schon wieder die Bodenhaftung zu verlieren droh(t)en.

Behalten Sie Bodenhaftung,
Hans-Jörg Naumer


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