Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 20.09.2019

Hoffnungsschimmer

Zumindest die jüngsten US-Daten ließen gewisse Hoffnungsschimmer für das Wachstum der Weltwirtschaft aufkommen. Sorgen um einen harten Brexit (31. Oktober) sowie die Lage im Handelskonflikt zwischen den USA und China entspannten sich ein wenig, was Anlass zu der Hoffnung gibt, dass die wirtschaftlichen Aussichten künftig in etwas geringerem Maße durch politische Risiken belastet werden.

Die Inversion der Zinsstrukturkurve in den USA (d.h. die Differenz zwischen den 10-Jahres- und den 3-Monats-Anleiherenditen) hat sich verringert, was darauf hindeutet, dass auch das Risiko eines baldigen Konjunkturabschwungs gesunken ist.

Auch nach dem ersten Erkenntnissen zufolge mit Drohnen und Raketen durchgeführten Angriff auf eine saudi-arabische Ölraffinerie in der vergangenen Woche blieb die Zinsstrukturkurve ziemlich stabil, was ermutigend und vernünftig erscheint. Der Angriff schmälert Saudi-Arabiens Produktionskapazität um 5,9 Millionen Barrel (rund 6% des globalen Angebots). Die Ölpreise schnellten zwar um 9% in die Höhe, aber unseren Analysen zufolge wurden‚ ölschockbedingte Rezessionen‘ in der Vergangenheit nur durch einen Preisanstieg um über 100% ausgelöst.

Wie sollten die Anleger diese Situation einordnen? Um es klar zu sagen: Unsere Modelle deuten seit einiger Zeit auf strukturellen Gegenwind, höhere Anfälligkeiten und steigende Marktvolatilität hin. Die zentrale Frage lautet, ob eine Rezession in den kommenden 12 Monaten unvermeidlich ist. Die Antwort lautet unseres Erachtens nach „nein“.

Zu Konjunkturverlangsamungen ist es bereits früher gekommen. So lösten z.B. Wechselkursabwertungen in China in den Jahren 2015/2016 Sorgen um das Wachstum der Weltwirtschaft, Verkaufswellen bei chancenreichen Vermögenswerten und einen Ölpreisrückgang auf 26 US-Dollar pro Barrel aus. Die Industrieproduktion in den USA schrumpfte, der Beschäftigungsaufbau verlangsamte sich und die US-Notenbank Federal Reserve lockerte ihre Geldpolitik – ganz ähnlich wie heute.

Wir haben bereits an anderer Stelle erläutert, dass viel von einer Einigung der Präsidenten Xi und Trump im Handelskonflikt abhängt. Wie dies ausgeht, ist unklar; die jüngsten Entwicklungen waren jedoch günstig. Auch im zweiten Halbjahr 2019 wird das Wachstum der Weltwirtschaft wohl unter der Potenzialrate liegen. 2020 wird dann unseres Erachtens ein entscheidendes Jahr für den weiteren Verlauf sein.
 

Die Woche voraus

In der nächsten Woche werden wichtige Daten für den Ausblick für die Weltwirtschaft veröffentlicht. Am Montag stehen die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungssektoren im Euroraum, Frankreich, Deutschland, Japan und den USA an. Der Dienstleistungssektor wächst in den meisten Ländern weiterhin, das verarbeitende Gewerbe jedoch könnte von der drohenden Abschwächung des weltweiten Handels und der Investitionen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Am Dienstag und Mittwoch wird sich alles um das Verbrauchervertrauen drehen; in Deutschland, Frankreich und den USA werden die neuesten Daten veröffentlicht. In Frankreich hat sich die Stimmung zwar aufgehellt, in den USA bewegt sich der Index jedoch seitwärts, und in Deutschland fiel er zuletzt auf den tiefsten Stand seit 28 Monaten.

Am Donnerstag stehen die USA im Mittelpunkt. Konsensschätzungen zufolge wird die BIP-Wachstumsrate für das zweite Quartal 2019 auch nach der endgültigen Revision unverändert bei 2,0% liegen. Damit verlangsamt sich die Expansion zwar gegenüber dem ersten Quartal (3,1%), liegt aber immer noch über der langfristigen Potenzialrate von rund 1,8% und über den aktuellen Echtzeitprognosen der Federal Reserve-Banken von Atlanta bzw. New York für das BIP im dritten Quartal (1,8% bzw. 1,6%). Außerdem werden die neuen Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung, den Lagerbeständen im Großhandel und den Immobilienverkäufen veröffentlicht.

Zum Wochenschluss am Freitag folgen noch das Geschäftsklima für den Euroraum (zuletzt im Aufschwung), Inflationszahlen aus Japan und Frankreich (zuletzt niedriger), das Verbrauchervertrauen in Großbritannien (zuletzt schwächer) und aus den USA Zahlen zum Einkommen der privaten Haushalte, zum privaten Konsum und zu den Auftragseingängen für dauerhafte Gebrauchsgüter (sämtlich voraussichtlich stärker).

Active is: Markttechnische Daten berücksichtigen

Der S&P 500 ist bei einem deutlich höheren Gesamthandelsvolumen endlich aus seinem Handelskorridor ausgebrochen. Beim Momentum-Handel, der Wachstums- und defensive Sektoren über weite Strecken des Jahres 2019 stützte, findet eine Korrektur statt. Inzwischen liegen zyklische Werte vorn, wovon europäische Aktien, Auto- und Bankaktien profitieren, die zum Teil nahe Rezessionsbewertungen handelten. Sichere Häfen wie Gold und Treasuries haben sich konsolidiert, und der Kupferpreis (ein Indikator für die globale Industrienachfrage) erholt sich.

Verlieren Sie nicht die Hoffnung, meint Ihr
Greg Meier
US Investment Strategist, Direktor


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