Amundi Marktkommentar vom 31.05.2021

Asien und China - langfristige Chancen mit Fokus auf den grünen Wandel

Die Weltwirtschaft dürfte sich in diesem Jahr von ihrem schlimmsten Konjunktureinbruch seit den 1930er Jahren erholen. Das Wachstum wird zwischen Industrie- und Schwellenländern aber ziemlich sicher ungleichmäßig verteilt sein. Dies ist abhängig davon, wie die Verbreitung des Virus weiterhin verläuft und wie erfolgreich die Impfkampagnen in den einzelnen Ländern sind.

Die Schwellenländer haben mit strukturellen Engpässen bei der Impfung der Bevölkerung zu kämpfen. An den Finanzmärkten haben die massiven Konjunkturpakete in den USA die Inflationserwartungen bei höheren Wachstumsprognosen in die Höhe getrieben, was die Renditekurve steiler werden ließ und den Dollar stärkte. Generell haben die etablierten Volkswirtschaften an der Fiskalfront die Nase vorn. Die Wachstumslücke zwischen Industrie- und Schwellenländern verringert sich dementsprechend. Dennoch: Dank verbesserter Leistungsbilanzen sind Schwellenländer nach unserer Auffassung derzeit weniger abhängig von einer US-Dollarfinanzierung. Schwellenländer-Portfolios haben sich tendenziell als widerstandsfähig erwiesen. Und die Suche nach Rendite hat die globale Nachfrage nach Schwellenländerinvestments insgesamt angefacht.

Die wichtigsten Einflussfaktoren und Treiber

  • Virusentwicklung: Die Eindämmung des Virus verläuft in den Schwellenländern sehr unterschiedlich, wobei Indien besonders betroffen ist.
  • Globales Wachstum: Die globale wirtschaftliche Erholung dürfte sich unserer Einschätzung nach ab Mitte 2021 beschleunigen. Das Wachstumsgefälle zwischen Industrie- und Schwellenländern verringert sich aller Voraussicht nach, da die Industrieländer bei der unterstützenden Fiskalpolitik führend sind.
  • Politische Maßnahmen: Einen starken Dollar und höhere US-Zinsen halten wir für die die größten Gefahren für Schwellenländer. Im Allgemeinen sehen wir die Nationen jedoch besser positioniert als vor einigen Jahren und daher weniger anfällig für eine mögliche heftige Marktreaktion. Viele einkommensschwächere Länder dürften von den neuen Sonderziehungsrechten (SDR) des Internationalen Währungsfonds profitieren.
  • China in der Pole Position: Das Wachstum in den Schwellenländern dürfte insgesamt stark bleiben. Chinas Prognose liegt bei 8,9-9,5% in diesem Jahr. So könnte das Land seine Geldpolitik allmählich normalisieren, sich aus der Kreditlockerung zurückziehen und den Anstieg der Verschuldung begrenzen.
  • Geopolitische Risiken: Die Risiken steigen unserer Ansicht nach aufgrund eskalierender regionaler Spannungen, die die Finanzmärkte belasten und die globale geopolitische Landschaft umgestalten könnten. Bei einigen Ländern sehen wir hier Schwächen, die es genau zu beobachten gilt.

Unter den Schwellenländern sticht China besonders hervor und führt die Erholung der Wirtschaft weiter deutlich an. Daher dürfte Asien – insbesondere China – für viele Investoren ein wichtiger Teil in globalen Portfolios werden. Anleger sollten nach unserer Auffassung aktiv und flexibel bleiben und eine langfristige Perspektive einnehmen, um neue Möglichkeiten zu nutzen. Diese können sich in Segmenten wie Green Bonds ergeben, deren Emissionen in allen Schwellenländern stark gestiegen sind. Der breite Ausblick für Schwellenländeraktien bleibt ebenfalls konstruktiv; besonders die Frontier-Märkte – also aufstrebende Nationen, die noch keinen Schwellenländer-Status aufweisen – bieten eine langfristige Wachstumsstory.

Schwellenländer-Investoren sollten gute Karten haben

  • Schwellenländer-Aktien spielen auf Gewinn: Die wirtschaftliche Erholung und wieder steigende Unternehmenserträge sind die wichtigsten Treiber für Aktien; gerade die Frontier-Märkte bieten hier eine langfristige Wachstumsstory. Die Bewertungen sehen im aktuellen globalen Kontext attraktiv aus. Insgesamt bleibt unser Ausblick positiv.
  • Asien und China im Mittelpunkt: Wir denken, dass die asiatischen Aktienmärkte auf mittlere bis lange Sicht eine Überperformance erzielen könnten. China dürfte zu einer Kernkomponente für weltweit agierende Investoren werden.
  • Schwellenländer-Anleihen als Ertragsquelle: In einem globalen Portfolio stellen Schwellenländer-Anleihen derzeit eine interessante Ertragsquelle dar. Chinesische Anleihen bieten Renditechancen und Diversifizierungs-Möglichkeiten.
  • Ökologische Transformation mit Hilfe von Emerging Markets-Green Bonds: Die steigende Investorennachfrage nach grünen Anleihen könnte die Emissionen solcher Bonds in Schwellenländern weiter fördern und Investoren zusätzliche Möglichkeiten bieten, an der Energiewende teilzuhaben.
  • Selektive Möglichkeiten bei Währungen: Die relative US-Dollar-Stärke hat zu einer gewissen Anpassung bei den Schwellenländer-Währungen geführt. Ausgewählte Währungen könnten von dem reflationären Umfeld und den attraktiven Bewertungen profitieren.

Schwellenländer können also inzwischen weit mehr sein als nur eine Beimischung in globalen Portfolios. Die weitere Entwicklung in vielen Regionen der Welt bietet für Investoren viel Potenzial.

Von Yerlan Syzdykov, Global Head of Emerging Markets bei Amundi.


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