Die Vorteile eines verlässlichen, ruhigen Kurses

Allianz Global Investors

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 25.04.2025

Angesichts der beinahe täglich veröffentlichten weitreichenden Ankündigungen der US-Regierung sind die Vorteile eines stabilen politischen Umfelds wirklich nicht zu unterschätzen. In dieser Hinsicht sticht der Zinssenkungskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) besonders hervor. Bei ihrer April-Sitzung beschloss die EZB eine Senkung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte (Bp.; ein Basispunkt entspricht einem Hundertstel Prozentpunkt) und setzte damit ihren im vergangenen Herbst eingeschlagenen Kurs fort.

Die Lage hat sich weitgehend im Sinne der EZB entwickelt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde führte in der Pressekonferenz aus, dass sich nicht nur die Inflation verlangsamt hat, sondern dass auch die Tarifabschlüsse niedriger auszufallen scheinen, was die Zentralbank zuversichtlich stimmt, dass die Erwartungen für den Preisauftrieb bei Dienstleistungen – die ihrerseits wichtig sind, um die Kerninflationsrate wieder nachhaltig beim Zielwert zu verankern – sinken. Auch die Energiepreise sind zuletzt zurückgegangen, und die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar sorgt für zusätzliche Disinflationsimpulse im Euroraum. Kurzfristig deuten alle Faktoren in dieselbe Richtung, sodass sich im derzeitigen Stadium keine Argumente gegen eine weitere Zinssenkung aufdrängen (die sonst von einigen Mitgliedern im EZB-Rat hätten angeführt werden können).

Dabei ist jedoch nicht berücksichtigt, dass das Umfeld laut Präsidentin Lagarde derzeit außergewöhnlich unsicher ist. Die EZB betonte, dass sich die Wachstumsaussichten aufgrund der verhängten Zölle verschlechtert hätten und die Abwärtsrisiken deutlich zu überwiegen scheinen. Zuvor hatte die EZB ihre Geldpolitik als „restriktiv“ bezeichnet. Nach der jüngsten Zinssenkung um 25 Bp. tut sie dies nicht mehr. Auf den ersten Blick scheint der Verzicht auf diese Formulierung den Spielraum für weitere Zinssenkungen der Zentralbank einzuschränken. Präsidentin Lagarde erläuterte jedoch, das Konzept eines neutralen Zinssatzes sei nur dann sinnvoll, wenn die Wirtschaft nicht mit Schocks umgehen müsse. Da dies derzeit offensichtlich nicht der Fall sei, beziehe die EZB diesen Faktor derzeit nicht in ihre Entscheidungen ein.

Wovon werden die Zinsentscheidungen der EZB künftig abhängen?

Präsidentin Lagarde betonte, die EZB verfolge vor allem das Ziel, die Inflation wieder auf einen Wert von 2,0% zurückzuschleusen. Angesichts der außerordentlich hohen politischen Unsicherheit (die überwiegend auf Entwicklungen außerhalb des Euroraums zurückzuführen sei) unterstrich sie, die EZB wolle vor allem sicherstellen, dass ihre Politik Wirkung zeige und dass die Zentralbank bei ihren Entscheidungen flexibel sei. Daraus können wir schließen, dass die EZB bei einer Verschlechterung der Marktsituation voraussichtlich rasch und entschieden handeln wird, um sicherzustellen, dass der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik nicht gestört wird. Wenn die Märkte weiterhin effektiv funktionieren, werden die Entscheidungen der Zentralbank vor allem von den fundamentalen Wachstums- und Inflationsaussichten abhängen. Bei der nächsten Sitzung wird die EZB neue Wachstums- und Inflationsprognosen veröffentlichen. Ausgehend von Präsidentin Lagardes Äußerungen ist wohl damit zu rechnen, dass beide Prognosen gesenkt werden. Für sich genommen deutet dies darauf hin, dass die EZB ihre Leitzinsen wohl weiter reduzieren wird. Voraussichtlich wird die EZB ihren verlässlichen, ruhigen Kurs fortsetzen. Dass Lagarde betonte, wie notwendig Flexibilität sei, eröffnet aber die Möglichkeit eines größeren Zinsschritts, falls ein solcher erforderlich ist.

Die Woche voraus

In der kommenden Woche stehen in den USA und im Euroraum wichtige Datenveröffentlichungen an. Außerdem findet eine geldpolitische Sitzung der Bank of Japan (der japanischen Zentralbank) statt.

In den USA dürfte sich das Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukt) im ersten Quartal gegenüber dem Jahresende 2024 beträchtlich verlangsamt haben. Eine geringfügige Kontraktion ist möglich, wenngleich die zuletzt günstigeren Daten dieses Risiko verringert haben. Außerdem stehen in der kommenden Woche die US-Beschäftigungsdaten für April an. Wahrscheinlich wird sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus gegenüber den Vormonaten abgeschwächt haben. Nach wie vor werden die Umfragedaten auf hohes Interesse stoßen. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe dürfte auf anhaltenden Abwärtsdruck in der Produktion hindeuten, da die Zollerhöhungen jetzt Wirkung zeigen. Vor dem Hintergrund dieser eher unerfreulichen Daten sollten die von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) veröffentlichten Inflationsdaten positiv abstechen: Nachdem die Kernrate des PCE (Personal Consumption Expenditure, private Konsumausgaben) (die Zielgröße der Fed) zuvor deutlich über dem angestrebten Wert lag, wird für März nur ein moderater Anstieg um 0,1% erwartet. Neben all den anderen US-Daten wird der Index für Beschäftigungskosten (Employment Cost Index, ECI) besonders genau beobachtet werden, da er die breiteste Messgröße für den lohninduzierten Preisdruck in der Wirtschaft bietet.

Im Euroraum dürfte die Stimmungsumfrage der Europäischen Kommission die ungünstigeren Konjunkturaussichten widerspiegeln, die sich bereits an den Einkaufsmanagerindizes ablesen lassen. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für April wird aufgrund der niedrigeren Gaspreise und des festeren Euro wohl eine weitere Verlangsamung der Gesamtinflation ausweisen. In Deutschland dürfte das BIP nach der Kontraktion im vierten Quartal 2024 im ersten Quartal 2025 wieder etwas zugelegt haben, wobei der Aufwärtsdruck auf die Arbeitslosenzahlen wohl anhalten wird.

Zuletzt wird die japanische Zentralbank den Leitzins bei ihrer Sitzung wohl unverändert lassen. Da der japanische Yen unter Aufwertungsdruck steht und die Wachstumsprognosen gesenkt wurden, besteht aus Sicht der Zentralbank kein dringender Bedarf, die Zinsen zum augenblicklichen Zeitpunkt weiter zu erhöhen – auch, wenn die Inflation über dem Zielwert liegt.

Begrüßen wir die Vorteile einer verlässlichen Politik, wo immer wir sie finden!

Sean Shepley
Senior Economist

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