DWS CIO View "Chart of the Week" - 16. April 2021

51 Jahre später leidet die Natur weiter

Anlässlich des Earth Day am Donnerstag gibt es für Anleger einiges zu überlegen. Viele Sektoren sind von der Natur abhängig. Die Pharmaindustrie hat besonders viel zu verlieren, wenn es nicht bald gelingt, den Rückgang an biologischer Vielfalt zu stoppen.

Der kommende Donnerstag markiert Earth Day, der die Welt zum Schutz der Umwelt vereinen soll. Nicht, dass es viel zu feiern gäbe. Seit dem ersten „Tag der Erde“ 1970 haben die Bedrohungen für Land- und Meeresökosysteme sowie Artenpopulationen stark zugenommen. In den vergangenen 50 Jahren wurden beispielsweise 32% der Waldfläche der Welt zerstört, 85% der Feuchtgebiete sind verloren gegangen, 50% der Korallenriffsysteme der Welt sind verschwunden und es gab im Durchschnitt einen Rückgang von 60% an Wirbeltierarten.

Dieser Grad an Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, und unsere Lebensmittelversorgung. Die direkten, jährlichen Kosten dürften nach Schätzungen 3% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprechen. Nur militärische Konflikte und bewaffnete Gewalt belasten die Weltwirtschaft mit 9,1% des globalen BIP stärker. Die beiden sind verwandt, wie auch der von US-Präsident Biden veranstaltete Klimagipfel der nächsten Woche zeigen dürfte. Laut einer Studie von Nature aus dem Jahr 2019 hat das Klima im letzten Jahrhundert zwischen 3% und 20% der bewaffneten Konflikte beeinflusst; dieser Anteil könnte in den kommenden Jahren zunehmen, selbst wenn es gelingt den globalen Temperaturanstieg auf unter 2° Celsius zu begrenzen.

Glaubwürdige Schätzungen gehen davon aus, dass die indirekten Auswirkungen noch höher sein dürften. Mehr als die Hälfte des globalen BIP hängt von der Natur und den von ihr erbrachten Dienstleistungen ab, besonders in den Branchen Lebensmittel und Getränke, Landwirtschaft, Fischerei und Bauwesen. Auch die Pharmaindustrie ist stark von der Natur abhängig. Bis zu 50% der verschreibungspflichtigen Medikamente basieren auf einem Molekül, das in einer Pflanze natürlich vorkommt. Bei der Behandlung von Krebs sind 70% der Krebsmedikamente natürliche oder synthetische Produkte, die von der Natur inspiriert sind.Dazu kommt, dass nach Schätzungen bisher nur etwa 15% der geschätzten 300.000 Pflanzenarten auf der Welt auf ihr pharmakologisches Potenzial untersucht wurden.Die Arzneimittelforschung ist daher stark gefährdet, falls es nicht bald gelingt, den Zusammenbruch der Landökosysteme zu stoppen. Und das, zu einem Zeitpunkt, an dem uns Wissenschaftler warnen, dass die Antibiotikaresistenzen zunehmen, von Pandemien mal ganz zu schweigen.


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082661_1 (04/2021)