Ethenea - Marktkommentar April 2021

Nachhaltigkeitsanleihen

Nachhaltige Anleihen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren. Im September letzten Jahres kam die erste grüne Bundesanleihe auf den Markt. Mit den Mitteln sollen Ladestationen für E-Autos, Industriestrom aus Wasserstoff oder Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern gefördert werden. Gleichzeitig verfolgte der Bund damit die Absicht, die Aufnahmefähigkeit des Marktes zu testen sowie „neue Investoren und Emittenten für den Markt für grüne Anleihen zu gewinnen.“ Die Bundesanleihe sollte als Katalysator dienen, „um mehr Investitionen in eine umweltfreundliche Wirtschaft zu lenken“, so Finanzstaatssekretär Jörg Kukies. Und tatsächlich war die Emission ein großer Erfolg und das grüne Zinspapier aus Deutschland mehrfach überzeichnet. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums lagen für ein Emissionsvolumen von 6,5 Milliarden Euro mehr als 33 Milliarden Euro an Kaufgesuchen vor. Im europäischen Vergleich ist Deutschland damit allerdings spät dran. Der französische Staat emittiert bereits seit Anfang 2017 grüne Staatsanleihen, Polen ist sogar seit Ende 2016 in diesem Marktsegment aktiv.

Neben Anleihen von Staaten und supranationalen Emittenten sind grüne Unternehmensanleihen weiter auf dem Vormarsch. Im Zeitraum 2017 – 2020 ist das gesamte Volumen von 178 Milliarden auf über 400 Milliarden Euro gestiegen. In 2021 wird erstmals ein Emissionvolumen von 500 Milliarden Euro erwartet. Doch nicht nur das Volumen steigt seit Jahren stetig, sondern auch die Bandbreite der vertretenen Branchen sowie die mit der Emission zu finanzierenden Themen werden vielfältiger. Ein niederländischer Emittent hat sich zum Beispiel einen gesünderen Lebensstil zum Ziel gesetzt.

Nachhaltig ist allerdings nicht immer gleich nachhaltig. Grundsätzlich wird zwischen drei Formen von Nachhaltigkeitsanleihen unterschieden:

Grüne Anleihen: Hierbei handelt es sich um Anleihen, deren Erlöse ausschließlich zur Finanzierung von förderungswürdigen grünen Projekten verwendet werden. Dazu zählen beispielsweise Klimaschutz, Erhaltung der natürlichen Ressourcen, Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung.

Soziale Anleihen: Ähnlich wie bei grünen Anleihen sind soziale Anleihen strikt an die Verwendung der Erlöse zur Finanzierung von förderungswürdigen sozialen Projekten gebunden. Das kann der Ausbau der Infrastruktur in Entwicklungsländern sein (z. B. sauberes Trinkwasser, Kanalisation, Abwasserentsorgung, Transport, Energie), aber auch die Förderung von bezahlbarem Wohnraum, die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die aktive Förderung der Gleichberechtigung und die Stärkung von Frauenrechten. Der mit Abstand größte Emittent sozialer Anleihen ist die Europäische Union im Rahmen ihres SURE-Programms, das Maßnahmen zur Abfederung oder Reduzierung der mit der Pandemie zusammenhängenden Arbeitslosigkeit in der EU finanziert.

Nachhaltigkeitsgebundene Anleihen: Sogenannte Sustainability-linked Bonds (SLBs) sind im Gegensatz zu grünen und sozialen Anleihen nicht an ein bestimmtes Nachhaltigkeitsprojekt geknüpft; die Erlöse können also für allgemeine Geschäftszwecke verwendet werden. Allerdings verpflichtet sich der Emittent zur Erreichung bestimmter Leistungsindikatoren (KPIs) mit Bezug zu den Nachhaltigkeitskriterien Umwelt, Soziales und Governance. Das können Indikatoren sein wie die Reduzierung der CO2-Emissionen um 2 Prozent pro Jahr innerhalb eines vordefinierten Zeitrahmens oder die Umstellung der Produktion auf mindestens 80 Prozent recycelbare Materialien. Werden diese Ziele nicht erreicht, werden zusätzliche Zahlungen, meistens in Form eines sogenannten Step-Up-Coupons, fällig.

Nachhaltige Anleihen sind nicht nur gut für die Umwelt und die Gesellschaft, sondern haben auch bei der Wertentwicklung die Nase vorn. Entgegen der allgemeinen Annahme haben zahlreiche Analysen und Studien gezeigt, dass grüne Investments keine Performance kosten müssen. Ganz im Gegenteil, im Jahr 2019 lag die Rendite grüner Anleihen bei 7,4 Prozent, herkömmliche Anleihen erzielten 6,0 Prozent.

Die EZB hat grüne und soziale Anleihen schon immer auch im Rahmen ihrer diversen Anleihenkaufprogramme erworben. Nachhaltigkeitsgebundene Anleihen hatte sie bisher dagegen wegen der Step-up Coupons von ihren Ankäufen ausgeschlossen. Seit Jahresanfang hat die Zentralbank ihre Haltung geändert und kauft nun auch solche Anleihen, aber nur, wenn die Leistungsindikatoren mit den ökologischen Nachhaltigkeitszielen der UN im Einklang stehen. Leistungsindikatoren, die aber auf sozialen Zielen beruhen, werden nicht berücksichtigt und entsprechende Anleihen nicht gekauft. Für Anleger sind eine dezidierte und kritische Analyse der jeweiligen Anleihedokumentation sowie ein aktives Management von zentraler Bedeutung, da es zu viele „hellgrüne“ Anleiheemittenten gibt, die das Prädikat nachhaltig nutzen, um sich attraktive Finanzierungskonditionen zu sichern, ohne einen echten Beitrag z. B. zum Klimaschutz oder zu sozialen Projekten zu leisten. In der Vergangenheit konnten grüne Anleihen in der Regel zu einer niedrigeren Rendite als ihre nicht-grünen Anleiheäquivalente ausgegeben werden, da eine hohe Nachfrage auf ein immer noch knappes Angebot traf. Daher ist es bei jeder Investition umso wichtiger, sicherzustellen, dass mit der Emission Projekte finanziert werden, die einen messbaren Beitrag u. a. zur Umwelt leisten, beziehungsweise zu prüfen, ob der Emittent sich nur Ziele gesteckt hat, die er sowieso im Laufe der Zeit erreicht hätte. Mindestens ebenso wichtig ist eine transparente Kommunikation und ein kontinuierliches Reporting über die Umsetzung der Maßnahmen. Unserem Bestreben, unseren Kunden verantwortungsbewusste Anlagelösungen mit wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Renditen anzubieten, kommen wir bei jeder Investmententscheidung mit einem etablierten Prozess zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien nach.


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