Europäische Aktien als Alternative zu USA

Amundi

Amundi Artikel vom 28.04.2025

Donald Trumps Zollpolitik sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten. Wie Anleger in diesem komplexen Umfeld reagieren sollten, analysiert Thomas Kruse, CIO von Amundi Deutschland, im ausführlichen Interview.  

Herr Kruse, derzeit scheint das Motto „Geld sucht Anlage“ zu herrschen. Gibt es Unternehmen, die von den bereits gesetzten und noch möglichen US-Zöllen weniger betroffen sind?

In der Tat könnte man sagen: Das Geld ist da, es sucht sich momentan neue Favoriten. Da können insbesondere Unternehmenssektoren und Regionen, für die Zölle eine geringe Rolle spielen, interessant für Anleger sein. Bei den Sektoren sind das vor allem solche Branchen, die eher auf den Binnenmarkt fokussieren – denn wenn kein grenzüberschreitender Handel stattfindet, greifen auch keine Zölle. Das trifft beispielsweise auf Telekommunikationsfirmen oder Versorger sowie Produzenten für den Binnenmarkt zu. Bei den Regionen sind es dann auch die autarkeren, die sich zwangsläufig mehr auf den Binnenmarkt konzentrieren, so wie etwa Indien. Aber auch solche, die grundsätzlich weniger von Zöllen betroffen sind, so wie einige Länder Südamerikas.

Es findet also gerade ein Favoritenwechsel statt, wie auch die Flucht aus dem Dollar zeigt. Sehen Sie zudem einen Wechsel von den US-Aktien hin zu den europäischen Unternehmenstiteln?

Die Amerikaner hatten die letzten Jahre ein deutlich besseres Wachstum wie wir hier in Europa – vor allem im Vergleich mit Deutschland und einem Nullwachstum, nun wahrscheinlich im dritten Jahr in Folge. Die Zölle lagen für Europa bis Dezember 2024 bei 2,5%, nun trotz des Moratoriums schon bei 10-11%. Sollte das kommen, was Donald Trump angekündigt hat, kämen wir hier auf 21%, mit Kanada und Mexiko auf gar 30%. Davon würde der US-Konsument den größten Teil zahlen, seine Preise dürften steigen. Darunter sollte auch die US-Konjunktur leiden. In Europa haben wir durch Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben und dem Anspruch zu mehr Selbstständigkeit hingegen ein eher positives Momentum. Das könnte die Aktienmärkte in der Tat stützen.

Was ist mit den bis vor Kurzem so starken Trends wie KI oder Tech-Aktien?

Die Themen bleiben weiter wichtig, aber der Hype dürfte 2024 seinen Höhepunkt erreicht haben. Denn das Beispiel DeepSeek hat im Februar – zum Glück würde ich sagen – gezeigt, dass nicht unbedingt dreistellige Milliarden-Investitionen nötig sind, um erfolgreiche Produkte an den Markt zu bringen. Die KI-Diskussion wird sich also durch die neuen Konkurrenten immer mehr auf konkrete Anwendungsbeispiele verlagern. Die Grundsatzfragen zur Bedeutung von KI dürften sukzessive in den Hintergrund treten.

Wie finden Sie und Ihr Team eigentlich momentan neue Favoriten für die Portfolien?

Bis vor Kurzem wurde ja eher fokussiert in den USA investiert. Seit Trump für hohe Unsicherheit an den Märkten sorgt, lautet das Credo wieder Diversifizierung. Da der MSCI World mittlerweile 72% US-Anteil hat, sollte man also aktiv nach Alternativen zu US-Titeln suchen. Die finden wir nun beispielsweise wieder in Europa, aber auch den Schwellenländern. Nicht zuletzt, weil auch ein schwächerer Dollar den US-Markt gerade unattraktiver macht.

Haben Trumps verbale Angriffe auf Fed-Chef Jerome Powell den US-Dollar geschwächt?

Die Dollarschwäche speist sich aus mehreren Quellen: Zum einen der Verunsicherung der Märkte durch Trumps erratische Agenda. Diese zerstört das Vertrauen der Konsumenten, der Unternehmer, die in den USA investieren sollen, aber auch in die Reservewährung US-Dollar. Zudem leidet das Wirtschaftswachstum in Amerika unerwartet und hausgemacht. Infolge sehen wir die Abflüsse aus dem amerikanischen Aktienmarkt und auch aus dem US-Dollar, was einen künftig schwächeren Dollar wahrscheinlicher macht. Die Fed ist also in einer schwierigen Situation, wenn Sie aufgrund der Zölle eine Inflation kommen sieht und zugleich eine Wirtschaftsabschwächung. Hier einen Spagat hinzubekommen, ist schon ohne Trumps Provokationen nicht einfach. Im Ergebnis ist die Fed derzeit „on hold“ und positioniert sich datenabhängig. Die EZB hat hingegen sehr wohl noch freien Handlungsspielraum, um die Konjunktur zu unterstützen.

Einen Vertrauensverlust haben wir ja auch bei den US-Anleihen bzw. den Anleiherenditen gesehen. Wie weit kann Trump eigentlich in dieser Hinsicht mit seiner Zollpolitik gehen?

Das ist die Frage. Der US-Anleihemarkt gilt ja eigentlich als sicherer Hafen. Nun muss man differenzieren, denn dieses Etikett gilt nur noch für das kurze Ende der Laufzeiten. Für das lange Ende macht man sich durchaus Sorgen. Das führt zu einer steileren Renditestrukturkurve mit sinkenden Zinsen am kurzen und relativ hohen Zinsen am langen Ende. Dass die Anleihemärkte seit dem 2. April zunehmend irrational reagieren, kann Trump eigentlich nicht recht sein. Er will ja Gutes für die USA bewirken. Seine Zollagenda trifft aber nun auch Privatanleger und die Altersvorsorge seiner Bürger. Wir müssen abwarten, was in den verbleibenden Tagen vor Ablauf der 90-Tagesfrist noch an Deals möglich ist und ob Trump dann zufrieden ist.

Wie sollten sich Anleger in solch volatilen Zeiten verhalten?

In erster Linie breit streuen. Viele stellen sich gerade zudem die Frage, ob wir nach den Korrekturen nun schon wieder Einstiegskurse sehen. Viel wichtiger ist aber aus meiner Sicht der Perspektivwechsel: Nicht so sehr über den Einstieg in die alten Werte sinnieren – etwa die Tech-Riesen aus den USA – sondern besser neue Favoriten und Anlagemöglichkeiten suchen. Das kann eine Beimischung von Gold oder inflationsgeschützten Anleihen sein, aber auch Aktien aus Schwellenländern. Man könnte auch sagen: Raus aus dem US-Dollar und rein in die Breite der Risiko-Assets.  

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Rechtliche Hinweise

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 24. März 2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.