Flossbach von Storch - Marktkommentar April 2021

Gesunde Mischung

Die Hoffnungen auf ein baldiges Corona-Ende wachsen – auch an der Börse. Was der Anstieg von Zinsen, Aktienbewertungen und Inflationserwartungen für Investoren bedeutet.

Die Börsen eilen, mit kleineren Unterbrechungen, von einem Hoch zum nächsten – ein baldiges Ende der Corona-Pandemie scheint längst eingepreist. Die Hoffnung darauf und die damit verbundenen, zuletzt deutlich gestiegenen Inflationserwartungen haben in den vergangenen Wochen die Anleiherenditen zeitweise in die Höhe getrieben.

Kommt die Zinswende am Ende doch noch? Und macht sie den Aufschwung am Aktienmarkt zunichte?

Auch wenn Aktien – historisch betrachtet – nicht mehr günstig sind und sich der beinahe lineare Kursanstieg in den vergangenen zwölf Monaten so vermutlich nicht fortschreiben lässt, sehen wir keine akuten Anzeichen für einen „Bärenmarkt“, also einen dauerhaften Rücksetzer am Aktienmarkt aufgrund fallender Bewertungen.

Die „Retter“ stehen bereit

Belasten würde sicherlich ein Rückschlag bei der Pandemie-Bekämpfung, eine neue, aggressivere Mutante, die die Wirksamkeit der zur Verfügung stehenden Impfstoffe auf den Prüfstand stellte. Ein solches Szenario lässt sich leider nicht ausschließen und könnte die Kurse deutlich drücken, zumindest zeitweise.
 
Für diesen und andere Fälle stehen aber die großen Notenbanken (und längst auch die Regierungen) als Retter der letzten Instanz parat. Ihre Bereitschaft, notfalls noch größere Hilfen zu verabschieden, schützt zwar nicht vor Rücksetzern jedweder Art, wirkt aber wie ein systemimmanenter Puffer auf die Kapitalmärkte. Ob das langfristig gesund ist, sei dahingestellt.

Der deutliche Zinsanstieg zuletzt dürfte vorerst keine Bedrohung für den Aktienmarkt darstellen; wir gehen vielmehr davon aus, dass wir den Großteil dieses Trends bereits hinter uns haben.

Die Zinsen bleiben dauerhaft tief

Ein nachhaltiger Inflationsanstieg droht erst dann, wenn sich höhere Inflationserwartungen fest im Denken der Menschen verankert haben und beispielsweise auch die Lohnverhandlungen bestimmen. Erst dann wären die Notenbanken gezwungen, ihre ultralockere Politik anzupassen oder dies zumindest in Aussicht zu stellen. Weder in den USA noch in Europa ist eine solche Entwicklung derzeit absehbar. Und falls sich das ändern sollte, bleibt die Frage, ob die Notenbanken angesichts der Schuldenniveaus weltweit überhaupt in der Lage wären, ihre Geldpolitik deutlich zu straffen? Die zu erwartenden Kollateralschäden wären jedenfalls immens.

Was nicht heißt, dass die Zinsen nicht zeitweise durchaus zulegen und für deutliche Bewegungen, insbesondere bei den Anleihekursen, sorgen können. Volatile Marktphasen, in denen die Inflationsängste zu einem übertriebenen Renditeanstieg führen, hat es immer gegeben – und wird es weiterhin geben. Ein Trend hin zu einem dauerhaft höherem Zinsniveau ist dagegen nicht zu erkennen. Aktien bleiben in diesem Umfeld unseres Erachtens die Anlageklasse mit dem langfristig besten Chance-Risiko-Profil, zumal ein Zinsanstieg, der auf einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung zurückzuführen ist, keineswegs schlecht für den Aktienmarkt wäre, wie die Historie zeigt.

Aber welche Aktien sollen es sein?
 
Eines der großen Themen dieser Tage wird mit dem Begriff „Rotation“ überschrieben. Rotation von den eher stabilen Titeln, die vielen Investoren heute als Anleiheersatz dienen, rein in die eher zyklischen Unternehmen, darunter viele, die bislang als Corona-Verlierer galten und deshalb vermeintlich am meisten Aufholpotenzial haben. Wir sind und bleiben diesbezüglich vorsichtig.

„Rotation“ als Strategie?

Covid-Verlierer, die schon vor der Krise unter strukturellen Problemen litten, dürften auch nach dem Ende der Pandemie noch damit zu kämpfen haben. Umgekehrt spricht einiges dafür, dass erfolgreich agierende Vorkrisengewinner auch nach der Wiedereröffnung ihren Aufschwung fortsetzen werden. Es wäre deshalb töricht, das Postulat der Unternehmensqualität über Bord zu werfen und einem kurzfristigen Trend zu folgen, der wahrscheinlich schon bald wieder an Dynamik verliert.

Es spricht nichts gegen die Aktien von konjunkturzyklischen Unternehmen, wenn die Qualität der Unternehmen so gut ist, dass man sich über ihren langfristigen Fortbestand keine Sorgen machen muss, und sie attraktiv bewertet sind. Man sollte allerdings vermeiden, das gesamte Portfolio umzuschichten oder gar einem Trend hinterherzulaufen. Eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie darf die Börse nicht als Casino betrachten und versuchen, die Bank (den Markt) beim „Rotationsroulette“ zu schlagen – langfristig ist das unseres Erachtens wenig erfolgversprechend.

Uns geht es vielmehr um eine gesunde Balance in den Portfolios: Zwischen den eher zinssensitiven Titeln auf der einen Seite und Unternehmen, die über überdurchschnittlich großes Wachstumspotenzial verfügen, auf der anderen. Ersteres findet man traditionell eher bei klassischen Konsumwerten, bei Unternehmen beispielsweise, die Güter des täglichen Bedarfs herstellen. Zweiteres, also Wachstum, eher im Tech-Bereich. Anders als früher geht es heute also weniger darum, zwischen einzelnen Anlageklassen, zwischen Aktien und Anleihen zu diversifizieren, als vielmehr innerhalb des Aktienportfolios.
Entscheidend dabei ist ein tiefes Verständnis der Unternehmen und Geschäftsmodelle, in die man investiert.


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