Loys Capital Kolumne vom 12.02.2019

Zunehmende Verstaatlichung
Aufmerksamen Beobachtern der Szenerie ist nicht entgangen, dass der staatli­che Einfluss in Deutschland seit Jahren zunimmt und vor allem dem Links­ schwenk der CDU unter Frau Merkel zuzuschreiben ist. Jüngstes unrühmliches Beispiel ist die Rettung der Nord LB durch das Land Niedersachsen.

Von marktwirtschaftliehen Lösun­gen hält man in Hannover beson­ders  wenig,  wie  durch  das Trei­ben bei Volkswagen hinreichend belegt ist. Aber im Bund steht es um die Prinzipien der Marktwirt­schaft kaum besser, denn dort spricht man mittlerweile von ei­ nem "nationalen Champion" im Banksektor und meint damit die offenbar forcierte Fusion von Deutsche Bank und der bereits in teilstaatlichem Besitz befindlichen Commerzbank.

Die Überzeugungen aus den Gründerjahren der Bundesrepub­lik  Deutschland  und  die gezielte Hinwendung zur Marktwirtschaft unter dem Wirtschaftsminister und späteren Kanzler Ludwig  Er­hard sind lange  passe. Stattdes­sen richtet sich der Berliner Poli­tikbetrieb mehr  und mehr als So­zialamt ein. An Restprivatisierun­gen von Deutscher Post und Te­lekom ist überhaupt nicht zu den­ken und der vor Jahren angedach­te  Versuch, die  Deutsche Bahn durch  Privatisierung  flott  zu  machen,  wurde  rasch  in dem  Glauben  verworfen, der Staat könne es schließlich noch am besten richten.

Politiker in der Pflicht
Bundeskanzlerin  Merkel  hatte  im Dezember 2012  in  einem Inter­view mit der Financial Times ge­sagt, Europa erwirtschafte mit 7 Prozent der Weltbevölkerung rund 22 Prozent des Weltbrutto­sozialproduktes  und  bestreite 50 Prozent der Weltsozialkosten.

Seinerzeit erblickte sie darin eine Gefahr für den künftigen Lebens­standard und Wohlstand Europas und  nicht  zuletzt   Deutschlands. Das ist lange her. Inzwischen  ist der Anteil Europas an der Weltbe­völkerung  weiter  gesunken, ebenso wie der Anteil an der Wirtschaftsleistung der Weit. Nur bei  den  Sozialabgaben hält  Euro­pa unangefochten an seinem Spitzenplatz fest. Und die seit 40 Jahren  bekannte  und  sich  stetig
verschlechternde Demografie trägt das Ihrige dazu bei, dass bei diesen Kennzahlen keine Ände­rung zu erwarten  ist. Folge dieser erschreckenden Trends und der Unwilligkeit der Politiker, daran etwas Substanzielles zu ändern, sind steigende Abgabenlasten.


Auch   auf   diesem   Gebiet   kann dem Beobachter nicht entgehen, dass mit der Veränderung der Grundsteuer,   der  Einführung  ei­ ner Autobahnmaut blauen Fahr­zeugplaketten, einer angedachten Transaktionssteuer etc. neue zu­ sätzliche Belastungen auf die Bürger zurollen. Frau Merkel,  die mit einer deftigen Mehrwertsteuerer­höhung als Bundeskanzlerin de­bütierte, hat die CDU zur Haupt­partei staatlicher Umverteilung fortentwickelt. Heute  sucht  man im gesamten deutschen Parteien­spektrum  nahezu vergeblich  nach Stimmen, die sich konsequent  für Entstaatlichung, Entbürokratisie­rung und eine deutlich niedrigere Abgabenlast einsetzen. Die kalte Progression  konnte  ebenso  we­nig gemildert, geschweige denn abgeschafft werden, wie der un­sägliche Solidaritätszuschlag.

Umdenken nötig
Stattdessen ergeht sich die deutsche Politik in quasireligiösen Weltklimarettungsstümpereien, die  in  ihrer  Lächerlichkeit weltweit   verspottet    werden.    Dabei stört es wenig, dass die bestehende Energieinfrastruktur zum Leidwesen    des     Steuerzahlers bald vollends unter staatliche Ku­ratel gestellt ist. Nein, am deut­schen Klimawesen soll partout die Welt genesen, denn auf ande­ren Themengebieten
hat Deutschlands Politik ohnehin kaum weltweiten Einfluss.

Als  mit   Friedrich  März  unlängst ein Kandidat für  den CDU-Vorsitz in  Erscheinung  trat,  der  sich  für Marktwirtschaft und für die Betei­ligung der Bevölkerung an der Wirtschaft durch Aktienbesitz stark   machte,   konnte   man   be­staunen,  wie  weit  diese Partei inzwischen  von marktwirtschaftli­chen  Idealen  entfernt  ist.  Vor allem  fehlt  der  Mut,  selbstkritisch zu fragen, warum  Deutschland beim durchschnittlichen Wohl­stand seiner Bürger so weit  abge­schlagen liegt hinter Italien, Groß­britannien, Belgien, Irland, Öster­reich, Schweiz etc. Gewiss findet sich  in  Berlin  - einer  Stadt, die ihrerseits   unrettbar  am  Finanz­tropf des Länderfinanzausgleichs hängt  - kaum  ein  Politiker,  der sich mit Verve für weniger Staat einsetzen  will. Ohne eine veritab­le Wirtschaftskrise gibt es keine Hoffnung auf ein Umdenken.


Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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