Loys Capital Kolumne vom 24.09.2019

Vermögensbericht  2018

Die volkswirtschaftliche Abteilung der Allianz hat sich der Mühe unterzogen, einen Vermögensbericht für das letzte Jahr zu erstellen. Das dabei erhobene Bild ist eine plausible  
Fortschreibung der Entwicklungen der letzten Jahre.


Mit einem Anflug von Genug­tuung wurde sogar vermerkt, dass sich die Vermögensent­wicklung in Deutschland im Jahr 2018 recht stabil gezeigt hat und das Land somit nicht weiter gegenüber anderen Nationen nach unten durch­gereicht wurde.

Eine Überraschung ist das nicht, denn das Jahr 2018 brachte eine Börsenkorrektur mit sich, nachdem in den USA die Notenbank Fed vier­mal die Leitzinsen anhob und im Herbst Sorgen um Wachs­tumsschwächen bei Apple, Google und anderen auf­tauchten.

Geht es um reines Geldver­mögen, dann landet die Bun­desrepublik im internationa­len Durchschnittsvergleich auf dem 18. Platz. Für den "Spar- und Exportweltmeis­ter" und zugleich viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ein enttäuschendes, aber konsis­tentes Abschneiden. Noch schwächer steht es um die Geldvermögen unserer Landsleute, wenn der Medi­an, also das mittlere Element der Vermögensverteilung be­trachtet wird, bei dem die ei­ne Hälfte der Bevölkerung darüber und die andere Hälfte der Bevölkerung darunter liegt. Dort nimmt die Bundes­republik nur Platz 20 ein.

Hauptgrund für die schwache Geldvermögensentwicklung ist die Sachwertfeindlichkeit in breiten Teilen der Bevölke­rung. Trotz der Abschaffung realer Zinsen und der erwie­senen  Überlegenheit der Ak­tienanlage finden die Deut­schen mehrheitlich keinen Zugang zu der Wohlstandsge­nerierungsmaschine Börse.

Während in guten Börsenjah­ren Deutschland in derartigen Statistiken nach hinten durch­gereicht wird, kann das Land in schwachen Börsenjahren seine Position i.d. R. aufgrund hoher Sparquote halten. Nun übersteigt aber die Anzahl guter Börsenjahre die Zahl der Korrekturjahre - und so ist die Wertsteigerung von Aktien anlagen im Verlauf von Jah­ren und Jahrzehnten mit kei­ner anderen liquiden Anlageform zu erzielen.

Man kann getrost davon ausgehen, dass der prächtige Börsenjahrgang 2019 ein er­neutes Abrutschen Deutsch­lands in den Vermögenssta­tistiken zeitigen wird. Nimmt man noch den Immobilienbe­sitz hinzu, dann verschlech­tert sich das Bild weiter, denn verglichen mit anderen Ländern weist die Bundesrepublik eine eher geringe Ei­genheimbesitzquote auf.

ln Europa heißen die Vermö­gensspitzenreiter bei Median­betrachtung des Geldvermö­gens: Schweiz, Niederlande und Belgien.
International be­eindrucken in dieser Kategorie: Japan, Taiwan und Singa­pur. 
Finanzminister Olaf Scholz, der qua Amtes ei­gentlich Deutschlands bester Finanzmarktkenner sein müsste, gab unlängst der Bild-Zeitung ein Interview in dem er gefragt wurde, wie er sein eigenes Geld anlege. Zur Ant­wort hieß es: "Ich lege mein Geld nur auf einem Girokonto an. Ich kriege selber keine Zinsen."

Kurzum: Angesichts solcher Experten braucht sich nie­mand über die Vermögensfehlallokation in Deutschland wundern.


Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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