Raiffeisen Capital Management "Märkte unter uns" Juli 2020

Mission accomplished

In der Taktischen Asset Allocation wird weiterhin eine vorsichtige Positionierung eingenommen, Aktien bleiben mit einem Schritt untergewichtet. Diese Entscheidung fußt zunächst auf den jüngsten Entwicklungen in Sachen COVID-19, wobei die durchaus Besorgnis erregenden Entwicklungen der Corona-Zahlen vom Markt momentan weitgehend ignoriert werden. Darüber hinaus ist in den nächsten Wochen im Zuge der Berichtssaison für die Ergebnisse des abgelaufenen zweiten Quartals mit einer Welle an negativen Unternehmensmeldungen zu rechen. Dass es weit verbreitet zu signifikanten Rückgängen bei den Unternehmensgewinnen gekommen ist, sollte nicht weiter überraschen. Nach der starken Erholung der Aktienkurse der letzten Wochen und Monate ist der Markt jedoch korrekturanfällig geworden und die Quartalsberichte könnten als Auslöser für einen Rückschlag herhalten.

Der positive Grundtenor am Markt war in den letzten Monaten sehr stark von den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen gestützt. Was die Finanzmärkte betrifft, war es vor allem die Geldpolitik, die zu der Erholung geführt hat. Mit Aktienmärkten und riskanten Segmenten des Anleihenmarktes, die ihre Verluste großteils egalisiert haben, gilt für die Notenbanken jetzt einmal „Mission accomplished“ (=„Mission erfüllt“) und die Motivation für weitere Maßnahmen dürfte bis auf Weiteres gering sein. Somit tritt dieser zuletzt wesentliche Unterstützungsfaktor in den Hintergrund, zumal die Finanzmärkte ja bekanntlich weniger auf den Status quo achten und stärker von der Veränderung beeinflusst werden. Erst wenn die Märkte neuerlich unter Druck kommen sollten, etwa weil der Süden der USA die steigenden Corona-Fallzahlen nicht in den Griff bekommt, würden die Notenbanken wohl wieder einschreiten.

Rentenmärkte: Ruhe nach dem Sturm
Der letzte Monat verlief, insbesondere im Vergleich zu den Marktausschlägen davor, recht ruhig. Weltweit sind die „Corona-Zahlen“ ungebrochen hoch, sogar steigend, die Marktlage hat sich aber beruhigt. Durch die expansiven Fiskalprogramme wird erstmals eine globale Staatsverschuldung von 100 % des ebenso globalen Bruttosozialprodukts überschritten. Da die Notenbanken einen Teil dieser Neuverschuldung absorbieren, herrscht Stabilität bzw. weiterer Optimismus in Form von niedrigen Renditen über die gesamte Renditekurve. Bleibt der Blick auf die Spread-Märkte, also die Marktsegmente mit Renditeaufschlägen: Hier ist in den letzten Monaten eine sehr gute Entwicklung zu sehen. High-Yield- und Emerging-Market-Anleihen, vor allem in Hartwährung, haben sich in den letzten Monaten wieder sehr gut erholt, ebenso die Unternehmensanleihen mit höherer Kreditqualität. Dennoch liegen sie unter den Niveaus zum Jahresbeginn.

Aktien: Als wäre nichts gewesen?
Anfang März wurde hier die Vermutung publiziert, dass Ende Juni und zumindest bis Jahresende die Aktienmärkte wieder höher stehen könnten als Ende Februar. Dann folgte der Absturz im März. Dennoch, der aggregierte Weltindex (MSCI) steht nun wieder dort, manche Märkte somit auch darüber! Es liegt aber keine generelle „V-förmige“ Erholung vor, zumindest nicht in allen Regionen und Sektoren. Das Tempo der Erholung war beeindruckend, einige Sektoren wie Technologie oder Pharma haben die Krise sehr gut überstanden, der Index der Technologiebörse NASDAQ notiert nahe dem Allzeithoch! Der Dow Jones, der vor allem auf den „traditionellen“ Unternehmen basiert, hinkt dadurch entsprechend nach. Andere Regionen wie Lateinamerika, obwohl zuletzt wieder etwas Boden gut gemacht, oder Sektoren wie Finanz oder Energie, sind noch weiter davon entfernt und haben noch einen längeren Weg der Erholung vor sich. Auch der ATX leidet an seinem sehr unvorteilhaften Branchenmix.

Rohstoffe und Währungen: Teilweise Erholung auch hier
In einem freundlichen Kapitalmarktumfeld konnten sich auch die Rohstoffpreise von ihren Tiefstständen erholen. Zuletzt konnten besonders die zyklischeren Industriemetalle und auch die Energierohstoffe etwas zulegen. Die Energiepreise haben die Turbulenzen vom April überwunden, liegen jedoch noch immer weit unter den Niveaus zum Jahresbeginn. Der defensivere Edelmetallbereich profitiert hingegen unvermindert von starken Zuflüssen in Goldprodukte und generell vom aktuellen Niedrigzinsumfeld. Auch am Devisenmarkt kehrte wieder Ruhe ein, die globalen Hauptwährungen handelten zuletzt in engen Preisbändern, der Dollar-Wechselkurs liegt mit etwa 1,12 Euro/US-Dollar auf dem Niveau vom Jahresbeginn. Die in der Corona-Krise sehr unter Druck gekommenen Währungen der Emerging Markets konnten in Summe ihre Erholung nicht weiter fortsetzen, sie verloren zuletzt wieder an Boden und notieren deutlich unter den Kursniveaus vom Jahresanfang. Das gilt vor allem für die von der Krise gebeutelte Region Lateinamerika.

Globale Konjunktur: Signale der Erholung
Nachdem die Einkaufsmanagerindizes infolge der Corona-Krise zunächst stark eingebrochen waren, zeigen sie sich zuletzt deutlich erholt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass die absoluten Werte wieder ein Normalniveau erreicht haben. Die sukzessive Öffnung der Wirtschaft nach den Lockdowns, begleitet von massiven Maßnahmenpaketen von Regierungen und Notenbanken, haben die Umfragen wohl positiv beeinflusst. Aufgrund des nach wie vor eingetrübten Konsumklimas und der weiter bestehenden Einschränkungen ist gerade bei diesen Frühindikatoren jedoch noch Vorsicht geboten. In diesem Umfeld setzten in den letzten Wochen auch die internationalen Aktienmärkte ihre Erholung unbeirrt fort. Die Aussicht auf eine voranschreitende Normalisierung lässt die Investoren aktuell sämtliche Risikofaktoren ausblenden. Denn zum einen klaffen Aktienmarkt und Entwicklungen der Realwirtschaft immer weiter auseinander. Zum anderen steigen die globalen Corona-Infektionszahlen seit Mitte Juni global weiter an.

Geld-/Kapitalmarkt: Niedrige Renditen auf längere Sicht
Immer wieder wird über eine Politik der Negativzinsen in den USA spekuliert bzw. am Terminmarkt vorübergehend auch gepreist. Die US-Fed sieht in einer Negative Interest Rate Policy (NIRP), wie sie ja auch die EZB verfolgt, vorerst jedoch keine Option. Die Notenbanken beginnen nun zunehmend, durch ihre Kaufprogramme nicht nur Geldmarkt und kurzlaufende Zinsen, sondern auch die gesamte Renditekurve zu steuern. Die EZB setzt dabei ihr Asset Purchase Programme (APP) mit einem Volumen von durchschnittlich 20 Milliarden Euro pro Monat fort, weitere zusätzliche Rahmen existieren unverändert – auch wesentliche Finanzierungsbeiträge der Fiskalprogramme, die bereits jetzt die Programme der letzten Krise 2008 bis 2010 um ein Vielfaches übersteigen. Die Leitzinsen sollen auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau verbleiben, bis sich die Inflation nachhaltig Richtung Zielbereich entwickelt. Das wird angesichts der aktuellen Konjunkturlage, deren Normalisierung seitens EZB erst in 2022 gesehen wird, noch dauern.

Staats- und Unternehmensanleihen: Notenbanken sichern niedrige Renditen
Die aktuelle globale Rezession wäre ein gutes Umfeld für erstklassige Staatsanleihen, weniger für Unternehmensanleihen. Wesentlichste Treiber für niedrige Renditen bleiben jedoch die Anleihekäufe der globalen Notenbanken. Ein Ende ihrer Unterstützungsmaßnahmen ist vorerst nicht abzusehen. In Summe gehen wir davon aus, dass die Risikoprämien am Staatsanleihenmarkt – entgegen der fundamentalen Verfassung der meisten Staaten – vorerst weiter sinken werden. Wir bleiben bei unserer Übergewichtung von
US-Staatsanleihen, bei den europäischen Staatsanleihen bevorzugen wir europäische Peripherieanleihen. Entgegen der schwachen wirtschaftlichen Lage, die steigende Ausfallsraten erwarten lässt, sind Corporate Bonds gefragt. Wie Staaten emittieren Unternehmen derzeit überdurchschnittlich viele Anleihen. Die Netto-Emissionserlöse fließen zum Großteil in Liquiditätsreserven, was aus Gläubigersicht kurzfristig positiv zu werten ist. Wir behalten unser Übergewicht an Euro-Unternehmensanleihen und US-Dollar-High-
Yield-Anleihen.

Aktien USA und Europa: Es dominiert die Zuversicht
Die rasant negative Entwicklung bei der durchschnittlichen Gewinnmarge von Unternehmen aus dem S&P500-Aktienindex verdeutlicht einmal mehr die Dramatik der Folgewirkungen durch das Coronavirus. Für viele Unternehmen sind die Umsätze de facto von einer Woche auf die nächste markant weggebrochen, ein Großteil der Kosten ist jedoch zunächst geblieben, was die Gewinnspanne entsprechend deutlich nach unten drückt. Auch wenn das Ausgangsniveau vor Ausbruch der Corona-Krise in den USA relativ solide war und viele Unternehmen immer wieder mit sehr rascher Anpassungsfähigkeit positiv überraschen, bis die Gewinne in Relation zum Umsatz wieder anspringen wird es dauern. Am schlechtesten stehen die Gewinnerwartungen – auch in Europa – für die Sektoren Energie, Grundstoffe und Industrie. Wir sehen auch in Anbetracht der zu erwartenden Verbesserung der Fundamentalfaktoren kurzfristig zu viel Zuversicht eingepreist und sind daher mit einem Schritt Aktienuntergewichtung weiterhinvorsichtig positioniert.

Emerging Markets: Unterschiedliche regionale Entwicklung
Durch die Emerging Markets geht ein Riss, der am besten von der Gewinnentwicklung veranschaulicht wird: In Asien kommt es zu einem leichten Rückgang der Gewinnentwicklung, wobei hingegen in Lateinamerika und Europa dramatische Gewinneinbrüche zu verzeichnen sind. Auch bei der Entwicklung der Corona- Krise ist dieser regionale Unterschied zu erkennen, bei dem die äußerst ruhige Entwicklung in Asien hervorzuheben ist. Daher kann die wirtschaftliche Erholung hier sehr stark voranschreiten. Das ist generell positiv, da Asien der weitaus bedeutendste Teil im Emerging- Market-Aktienindex ist. Hartwährungsanleihen – zumeist in US-Dollar – aus Emerging Markets bleiben für uns unverändert eine der attraktiveren Anleiheklassen. Nach herben Verlusten sollte ein Großteil der durch die Krise ausgelösten fundamentalen Probleme hier bereits eingepreist sein. Wir finanzieren dieses Übergewicht durch ein Untergewicht bei europäischen Staatsanleihen.


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