Amundi Artikel vom 08.05.2025
Die bisherige Amtszeit von Donald Trump unterlag einer Dynamik, die viele befürchtet hatten, aber in dieser Form niemand erwartet hat. Wie reagieren die Märkte und welche Schritte gehen Investoren, wenn die USA nicht mehr der Mittelpunkt des Anlageinteresses ist?
Von Monica Defend, Leiterin des Amundi Investment Instituts
Verändert die zweite Amtszeit von Trump die Märkte fundamental?
Auch wenn der US-Präsident mit viel Selbstvertrauen auf sein politisches Wirken blickt, fällt die Akzeptanz in der US-Bevölkerung aktuell deutlich gebremster aus. Trumps Zustimmungsrate liegt derzeit bei 41 %. Das ist seit Eisenhower der niedrigste Wert für einen Präsidenten nach wenigen Monaten.
Schaut man auf den S&P 500-Index, kann sich Trump mit dem Jahr 1973 messen – ein Rückgang um 9 % ist die schlechteste Performance eines US-Präsidenten seit Nixon. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch den zollbedingten Ausverkauf beeinflusst, bevor die 90-tägige Pause angekündigt wurde. Der S&P 500 hat zwar inzwischen rund die Hälfte dieses Rückgangs wieder aufgeholt, aber die Volatilität an den US-Aktienmärkten ist nach wie vor hoch.
Wir gehen davon aus, dass die Situation zumindest bis Anfang Juli so bleiben wird, wenn die Aussetzung der US-Zölle neu bewertet wird. Insgesamt bleibt die Stimmung in den USA gedämmt, und die Verbraucher machen sich zunehmend Sorgen über die Entwicklung der Inflation und ihre eigenen Finanzen. Das geht aus dem Verbraucherbarometer der University of Michigan hervor, das jeden Monat Hunderte von US-Haushalten befragt.
Aber so wie Trumps Politik vom Auf und Ab und Richtungswechseln geprägt ist, so verhält sich auch an vielen Stellen der Markt. Die weltweiten Aktienkurse stiegen aufgrund der Gewinne einiger US-Tech-Unternehmen und angesichts der Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China. Ebenso stiegen die meisten Anleiherenditen, während die Ölpreise aufgrund von Befürchtungen über eine höhere Fördermenge seitens der OPEC+ Koalition und Nachfragesorgen fielen.
BIP in USA geht zurück
Insgesamt schrumpfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2025 und verzeichnete damit den ersten BIP-Rückgang seit drei Jahren. Ein drastischer Anstieg der Importe trug zu der Verlangsamung bei, da Unternehmen und Verbraucher im Vorfeld der Zollankündigung ihre Warenvorräte aufstockten.
Das Wachstum der Verbraucherausgaben war ebenfalls schwach, während die Anlageinvestitionen in einem gesunden Tempo zunahmen. Insgesamt deuten die BIP-Zahlen auf eine Verlangsamung der Nachfrage hin, aber die Daten bleiben volatil, so dass die Beobachtung der kommenden Meldungen entscheidend sein wird.
Wachstum der Eurozone über den Erwartungen
Das BIP der Eurozone stieg im ersten Quartal um 0,4 % und untermauerte so die Entwicklung der vergangenen beiden Quartale. Das schnellere Wachstum wurde durch eine stärkere Inlandsnachfrage gestützt, die auf eine nachlassende Inflation und niedrigere Kreditkosten zurückzuführen ist. Diese Entwicklungen haben in der Eurozone die anhaltenden Sorgen über die US-Zollpolitik ausgeglichen.
Unter den großen Volkswirtschaften verzeichnete Deutschland ein Wachstum von 0,2 %. Spanien und Italien schnitten insgesamt besser ab als die größte Volkswirtschaft der Eurozone.
Schwache Daten aus China im April
Der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel von 50,5 im März auf 49. Hier zeigt sich deutlich die Auswirkung der US-Strafzölle für die chinesischen Exporteure. Der Index der Exportaufträge fiel auf den niedrigsten Stand seit der Öffnung Chinas nach der Covid-Pandemie Anfang 2023. Wir denken, dass die schwachen Daten die politischen Entscheidungsträger dazu veranlassen werden, ihre Unterstützung zu verstärken und zunächst auf Zinssenkungen zu setzen. Die Regierung wird aber mit Sicherheit einen starken Fokus auf den weiteren Verlauf haben.
Die ereignisreichen ersten Monate im Amt von Donald Trump haben die Vormachtstellung von US-Investments mehr als in Frage gestellt. Globale Investoren wenden sich auf der Suche nach Diversifizierung anderen Regionen wie Europa zu. Insbesondere europäische Staatsanleihen können in einem Umfeld schwächeren Wachstums profitieren.